Eine Rarität im Hiesfelder Mühlenmuseum
Für Wasser und Wind:
Hölzernes Prachtstück
von Sarah Dickmann
DINSLAKEN-HIESFELD. Die Helfer im Hiesfelder Mühlenmuseum erwarten ein Schmuckstück aus der Lüneburger Heide. Als der Transporter ankommt, wird eine Kiste nach der anderen ausgepackt. Stück für Stück setzt Mühlenbauer Eberhard Jankowski das Modell vorsichtig zusammen. Wind- und gleichzeitig Wassermühle, das ist eine echte Rarität.
Es riecht nach Holz, auf dem Boden stehen Farbeimer, liegen Sägespäne, Kisten, künstliche Bäumchen, eine Verlängerungsschnur, und mittendrin ein Mann, der weiß, wo es lang geht: Eberhard Jankowski, der für das Mühlenmuseum Mühlen baut und an diesem Tag ein Schmuckstück mitgebracht hat.
Leicht gefallen ist es ihm nicht, sich von der Wind- und Wassermühle zu trennen, das gibt er zu. Schließlich ist sie ein echtes Schätzchen: Flügel und ein Wasserrad, das gibt es sowohl in der Wirklichkeit als auch als Modell selten. Der Platz für die neue Mühle ist schon lange reserviert: In die linke Ecke des neuen Anbaus soll sie kommen, als Glanzpunkt des unteren Ausstellungsraumes. Handwerker gehen im Anbau des Mühlenmuseums ein und aus, ebenso arbeitet der Vorstand des Mühlenvereins unermüdlich. Auch an diesem Tag haben die Herren schon am Morgen begonnen. "Schließlich soll für den Tag der offenen Tür am kommenden Wochenende alles fertig sein", erklärt Kurt Altena, Vorsitzender des Mühlenvereins. Als der Transporter mit dem Hamburger Kennzeichen ankommt, müssen die anderen Arbeiten erst einmal warten. Denn Mühlenbauer Eberhard Jankowski bringt ein hölzernes Prachtstück, bei dessen Aufbau alle helfen oder zumindest zusehen wollen. Auf einem großen Baumstumpf heben die Vorstandsmitglieder eine Platte mit grünem Rasen und einer Aussparung als Wassergraben. Der Wackeltest? Hält! Mühlrad und Brücke kommen zuerst darauf. Milimetergenau passen sie zusammen, ebenso wie der Rest des Gebäudes.
Wenn einer seiner Mühlen irgendwo aufgebaut wird, ist er immer dabei. "Ich habe jedes Detail im Kopf, kein anderer kennt die Mühle so wie ich." Dach und Galerie werden ausgepackt, in Windeseile wächst die Wind- und Wassermühle, deren Original im Emsland steht. Oben durch wird das Kabel für den Motor von Etage zu Etage weiter gereicht, "jetzt kommt der Turm", sagt jemand. "Halt", ruft da der Meister der Mühlen, " erst noch die Stützen." Nach einer Stunde sind die fleißigen Helfer fertig. Die Mühle samt sechseckigem Turm und Flügeln steht. "Wirklich wunderschön", drückt Heinz Siemenowski den Stolz des Mühlenvereins aus. Eberhard Jankowski ist erst zufrieden, als alles stimmt, auch die Bäume im Miniaturgarten stehen. Überhaupt legt er Wert auf's Detail: 1000 Dachpfannen und 5000 Schindeln fertigte er in Handarbeit. Geholfen hat bei der Feinarbeit Ehefrau Rita, Sohn Michael ist beim Aufbau dabei. "Mittlerweile sehe ich das Hiesfelder Museum schon als meine Filiale an", scherzt der Mühlenbauer. Den Wert der neuen Arbeit kann er nur schätzen: "Etwa 12 500 Euro".
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RHEINISCHE POST 10. Juni 2002
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