Hiesfelder Verein hat ehrgeizige Museumspläne
"Mühlen aus aller Welt"
von WOLFGANG WIESE
DINSLAKEN-HIESFELD. "Mühlen aus aller Welt" sollen sich in den Räumen der Hiesfelder Wassermühle präsentieren. Ein hochtrabendes Vorhaben? Wenn Kurt Altena, Vorsitzender des Mühlenvereins, davon spricht, klingt es eher wie eine schlichte Feststellunng, und erst beim zweiten Hinhören spürt man die Energie, die hinter dem Satz steht. Doch Altena und seine weiteren Vorstandsmitglieder lassen es nicht bei Worten bewenden, sie können auch schon eine Reihe attraktiver Mühlenmodelle vorzeigen. Fünf von ihnen kamen erst in der letzten Woche, eines prächtiger als das andere. "Jetzt fehlt nur noch die Landschaft drumherum, dann ist das Bild komplett", hat Altena den Erwerb schon abgehakt, denkt er weiter.
Natürlich haben die großen Originale der Mühlenmodelle ihre Geschichte, und die wurde von ihren Funktionen geschrieben. So trieb die Paltrockmühle beispielsweise in der Umgebung des niederländischen Zaan die Sägen in den Holzwerken an. Ihre Form wurde einem charakteristischen Kleidungsstück eingewanderter Pfälzer nachempfunden. Überhaupt wurde früher in Holland - speziell am Meer und in Hafenbereichen - ein großer Teil der Mühlen in der Industrie eingesetzt: für die Papierherstellung ebenso wie für das Mahlen von Gewürzen für Speiseöle. Auch die Bearbeitung von Hanfstengeln zur Fabrikation von Seilen wurde durch Windmühlenkraft erleichtert. Funktionen, die man heute nicht mehr sieht, die der Mühlenverein Hiesfeld geschichtlich aufarbeiten und in seinen Räumen dokumentieren will. Das kostet natürlich seine Zeit, doch der Anfang ist schon gemacht. Mehr als nur am Anfang steht die Bestückung der Räume. 13 Modelle sind es schon, auf 18 bis 20 Modelle will der Verein bis Anfang September kommen. Warum Anfang September? Am 8. September dieses Monats im letzten Jahr wurde das Museum als solches feierlich eingeweiht. Wahrscheinlich steht dann auch schon die Holzkonstruktion auf drei Mühlrädern auf der Grünfläche vor dem Haus, die auf die Kostbarkeiten in seinem Inneren aufmerksam machen soll.
Wie aber kommt man an Mühlenmodelle? Fündig wurden die Hiesfelder im niederländischen Leiden im dortigen "Stedelijk Molenmuseum". Sie erfuhren Anschriften von Modellbauern, von denen sich die Besten jährlich einen Wettstreit liefern. Beim Sieger 1990: Mijnherr L. Boshuizen, ließen sie arbeiten. Klar, daß solch ein Modell auch Geld kostet, so zwischen 3000 und 6000 Mark. Warum in die Ferne schweifen, wenn ein anderer Modellbauer fast vor der Haustüre wohnt? So wurde in Repelen einer ausgemacht, der inzwischen schon seit über 200 Stunden an Wippmühle arbeitet. Jede Schindel sägt es einzeln aus, um sie dann zusammenzufügen. Inzwischen herrscht Freundschaft zwischen ihm und dem Verein, dem der Repelener schon beigetreten ist. Vielleicht läßt er sich irgendwann einmal in Hiesfeld bei seiner Arbeit über die Schulter schauen.
"Mühlen aus aller Welt": Frankreich ist schon mit einer horizontalen Wassermühle vertreten. Der Italiener Agostini Ramelli schuf das Original 1588. Das portugiesische Modell stellt eine Windmühle dar, über die einst die Felder an der Atlantikküste bewässert wurden. Auffällig an ihr: dreieckige Segel statt der meist üblichen Flügel. Ihr haben die Hiesfelder schon die passende Landschaft mit Kanälen hinzugefügt.
Und der Besucher findet selbstverständlich auch die Hiesfelder Mühlen im verkleinerten Maßstab, sowohl die Windmühle an der Sterkrader Straße, als auch die Wassermühle am Rotbach. Bei letzterer kann er also das Gebäude im Kleinformat sehen, in dem er sich gerade als Museumsbesucher gerade befindet. Geöffnet ist es übrigend sonnstags, 10:30 bis 12:30 Uhr. Am 1. Mai kann dazu auch die Windmühle wieder besichtigt werden (bis 1. Oktober). Für Gruppen können Sonderzeiten vereinbart werden.
Rheinische Post 26. Februar 1992
|