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1993  

Wiesen stehen unter Wasser

Sandsäcke vor dem MuseumDINSLAKEN. Zu riesigen Seeplatten haben sich nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage Wiesenflächen im Raum Hiesfeld und Eppinghoven entwickelt. Bäume ragen nicht mehr aus dem Gras heraus, sie sind nunmehr von Wasser umgeben. Auch das Wasser des Rotbachs ist auf dessen gesamter Länge stark angestiegen. Vor ein paar Tagen noch konnte hier Schlittschuh- oder Schlitten gefahren werden. Noch gibt es keinen Grund zur Besorgnis, wenngleich die Feuerwehr an der Wassermühle in Hiesfeld Maßnahmen ergriffen hat, daß das Wasser nicht in das Mühlenmuseum fließt. Säcke, gefüllt mit Sand wurden vor der Eingangstür gestapelt. Rheinspaziergägngern präsentieren sich überschwemmte Wiesen im Vorland des Stroms, und auch dieser führt mittlerweise Hochwasser.

 RHEINISCHE POST    14. Januar 1993


1993  

Das alte "Backhaus"...

am Heimatmuseum in Dinslaken. Bei dem Gebäude handelt es sich um die 1824 erstmals urkundlich erwähnte "Bollwerk-Kate", die in Hiesfeld als Schmiede betrieben wurde. Sie soll abgetragen und an der Hiesfelder Wassermühle wieder aufgebaut werden. Mit diesem Vorschlag nimmt die Verwaltung eine Anregung des Mühlenvereins auf. Der Verein hält es für sinnvoll, das Fachwerkhaus aufgrund seiner früheren Funktion - es stand ursprünglich in Hiesfeld - wieder in den Mühlenbereich umzusetzen, zumal es am jetzigen Standort nach den neuen Museumsplanungen keine Verwendung mehr findet. Die Stadt wird die Umsetzung der Kate mit 40 000 Mark bezuschussen. Der Windmühlenverein will dann dafür sorgen, daß das Backhaus im Rahmen von Besichtungen und Veranstaltungen seiner Bestimmung entsprechend genutzt werden kann. Unser Bild zeigt das Fachwerkhaus am Heimatmuseum.

gw/ NRZ -Archivfoto: Behrendt  12. März 1993


1993  

Sanierung: Museum schließt für drei Jahre

Heimatgeschichte macht eine Pause

DINSLAKEN. Die Heimatgeschichte Dinslakens macht für einige Jahre Pause. Das jedenfalls fürchtet CDU-Ratsherr Heinz Buchmann, wenn das "Haus der Heimat" saniert und das Museumsgut ausgelagert werden muß. Vergeblich schlug Buchmann gestern im Hauptausschuß vor, Exponate während der Umbauzeit in anderen städtischen Räumen zu zeigen. Beigeordneter Frank Sampels: "Das Museumsgut ist zur Zeit auf einer Fläche von 600 qm ausgestellt. Wo hat die Stadt eine solche Fläche?"

Stadtdirektor Wilfrid Fellmeth machte deutlich, daß die bisherigen Museumspläne für ein Stadthistorisches Zentrum aus finanziellen Gründen auf  lange Sicht begraben werden müssen. Jetzt gehe es darum, das denkmalgeschützte Haus der Heimat, den Voswinkelshof, zu erhalten. Mit der Sanierung könne frühestens 1994 begonnen werden. Stadtbaudirektor Klaus Haferkämper veranschlagt für die Bauzeit eineinhalb bis zwei Jahre. Ungeklärt ist immer noch die Frage der Zuschüsse.
       Strittig wurde im Hauptausschuß diskutiert, ob für die Ende April ausscheidende Traute Winkler, sofort ein Nachfolger eingestellt werden soll. Die CDU sieht die Notwendigkeit, zumindest eine halbe Stelle einzurichten, die die inhaltliche Konzeption für das neue Heimatmuseum erstellt. Die Fachkraft solle außerdem die Bestände des Museums prüfen und überwachen, daß sie sachgerecht gelagert würden.
       Verwaltung und Ausschußmehrheit halten es für wirtschaftlich nicht vertretbar, jetzt schon einen Leiter zu berufen, da das Museum auf noch nicht absehbare Zeit schließe. Und der Stadtdirektor wies darauf hin, die Einlagerung des Museumsgutes könne durch einen bereits beschäftigten Restaurator erfolgen. Da das erneuerte Museum nicht mehr nach bisherigem Konzept geführt werden könne, beschloß der Ausschuß auf Antrag der Grünen, die "neu zu beschreibende Stelle erst wieder zu besetzen, wenn Klarheit über den Baufortschritt" am Voswinckelshof besteht.
       Gegen die Stimmen der CDU stimmte der Hauptausschß der Umsetzung des Fachwerkhauses vom Heimatmuseum zur Wassermühle Hiesfeld zu.

 NRZ   Jörg Große-Weischede, 24. März 1993


1993  
Gruppenbild zur Verabschiedung
Glückwünsche für Kurt Altena und seine Frau Ursula (M.) kamen u.a. von (v.r.n.l.). Stadtdirektor Fellmeth, Bürgermeister Klingen, Wohnbau-Chef Hornung, Wohnbau-Vize van der Heiden, Stadtbaudirektor Haverkämper und den Beigeordneten Schmand und Sampels. NRZ-Foto: Behrendt

Wohnbau verabschiedete 
Kurt Altena mit "großem Bahnhof"
Mühlenverein, Politik und Sport freuen sich auf den Rentner

Dinslaken. Er ist ein "Mann für alle Fälle" und mit vielfältigen Fähigkeiten: St. Bürgermeister, Bauausschuß-Vorsitzender im Rat, Vorsitzender des Kreissportbundes, Vorsitzender des Mühlenvereins, um nur die wichtigsten Funktionen zu nennen. Gestern wurde ihm Dank für sein berufliches Engagement gesagt: Kurt Altena feierte sein 25jähriges Dienstjubiläum bei der Wohnbau Dinslaken, 24 Jahre davon als Betriebsratsvorsitzender. Gleichzeitig wurde der 63jährige Hiesfelder in den Ruhestand verabschiedet. Und viele Freunde, Kollegen und Weggefährten aus allen Bereichen seines Wirkens fanden sich zum fröhlichen Umtrunk "Im kühlen Grunde" ein.

     Wohnbau-Geschäftsführer Günter Hornung ließ den Werdegang seines Abteilungsleiters Revue passieren. Nach 23jähriger Tätigkeit im Bergbau kam Altena 1968 zur Wohnbau, wurde 1969 Vorsitzender des Betriebsrates, 1990 Abteilungsleiter.
     Neben dem beruflichen Engagement gab es die anderen Aktivitäten: Seit 1982 Vorsitzender des Kreissportbundes, seit 1949 Mitglied der IGBE, ab 1968 der Gewerkschaft HBV. Dem Stadtrat gehört Kurt Altena seit 1969 an, seit 1979 als stv. Bürgermeister. Und sein besonderes Augenmerk widmet er als Vorsitzender des Mühlenvereins den Hiesfelder Mühlen und dem Mühlenmuseum.
     Hornung dankte für die "verdienstvolle Arbeit für die Mieter und Kunden". Er habe immer zu schätzen gewußt Altenas "immer ernsten Willen zur Einigung".
     Der Aufsichtsratsvorsitzende der Wohnbau, Karl-Heinz Klingen bestätigte, Altena könne stolz auf das sein, was er im Beruf und in seinen Ehrenämtern geleistet habe. Theo Lattenkamp würdigte für die Wohnbau-Belegschaft, Kurt Altena habe den Betriebsrat "aus dem Dornröschenschlaf" geweckt. Und der der Vorsitzende des Stadtsportverbandes, Arno Wolter, freute "sich riesig über die Pensionierung". Er könne Altena zwar keinen gut dotierten Beratervertrag anbieten, aber einen "Aktivitätsvertrag zum Nulltarif" im Sportbereich.
     Ob so viel guter Worte "fehlen mir die Worte", meinte Altena und versicherte, bei allen kontroversen Debatten habe immer das Menschliche und Kollegiale gestimmt.

 NRZ  Jörg Große-Weischede, 25. März 1993


1993  

CDU-Fraktion ist besorgt über neue Vorschläge des Lippeverbandes

Rotbach mitten durchs Freibad?

DINSLAKEN. Von neuen Vorschlägen des Lippeverbandes zum Verlauf des Rotbaches will die Dinslakener CDU-Fraktion erfahren haben. Nach diesen Varianten würde der Rotbach künftig mitten durch das heutige Freibad verlaufen. Außerdem drohe die restaurierte Wassermühle entweder im Wasser zu versinken oder gänzlich ohne Wasser zu arbeiten. In ihrer Klausurtagung in Goch beschloß die Fraktion deshalb eine Reihe von Fragen an die Verwaltung.

       Die Pressesprecherin der Fraktion, Renate Seidel, zu den Vorschlägen des Lippeverbandes: „Hier kann einem normal denkenden Bürger sich schon der Magen umdrehen. Die verheerenden Auswirkungen des Bergbaus auf die Fließgeschwindigkeit des Rotbachs müssen anders gelöst werden. Die Fraktion fordert eine gründliche Information für alle Bürger."
       Der jetzt erörterte Eingriff in das Hiesfelder Naherholungsgebiet sei so immens, daß man geneigt sei zu sagen, der Lippeverband raube Dinslaken das Hiesfelder Freibad. Die CDU will jetzt von der Verwaltung wissen, seit wann die neuen Varianten bekannt seien, ob damit alle bisherigen Überlegungen in der Verwaltung und der Bäderkommission über das künftige Freibad Hiesfeld „für die Katz" seien, ob die Verwaltung bereits alle weiteren Arbeiten einstelle, welche Auswirkungen auf das mit viel Liebe errichtete Mühlenmuseum zu erwarten seien, und ob auch damit die vom Hauptausschuß beschlossene Umsetzung der Bollwerks-Kate vom Heimatmuseum zur Wassermühle Hiesfeld hinfällig geworden sei.
       Bürgermeister Karl-Heinz Klingen zeigte sich gestern auf NRZ-Anfrage verwundert: „Von den angeblich neuen Varianten des Lippeverbandes ist mir nichts bekannt."

 NRZ , gw, 30. März 1993


1993  

Neue Rotbachtrasse: Stadtdirektor weist Befürchtungen zurück

Rotbach mitten durchs Freibad
ist ein „verfrühter Aprilscherz"

DINSLAKEN. Als „verfrühten Aprilscherz" bezeichnete Stadtdirektor Wilfried Fellmeth gegenüber der NRZ den Vorstoß der CDU-Ratsfraktion in Sachen Rotbach und die Befürchtung, die neue Rotbachtrasse werde künftig mitten durch das Hiesfelder Freibad laufen. Fellmeth: „Auch davon, daß die Hiesfelder Wassermühle gefährdet ist, kann überhaupt keine Rede sein." Eine der zehn diskutierten Planungsvarianten für den Rotbach habe einen Verlauf durch das Freibadgelände vorgesehen, erläuterte der Verwaltungschef auf Anfrage. Darüber sei auch der Ausschuß für Umweltschutz in seiner Sitzung am 1. Dezember 1992 durch einen Vertreter des Lippeverbandes informiert worden.
       Dazu Fellmeth: „Die untere Landschaftsbehörde hat einen solchen Vorschlag inzwischen wegen des zu starken Eingriffs in die Landschaft abgelehnt. Damit ist dieser Vorschlag auch für uns gestorben."
       Die CDU müsse eigentlich wissen, daß durch die diskutierten wasserbaulichen Maßnahmen, die für eine bessere Fließgeschwindigkeit des Rotbachs sorgen sollen, eine Gefährdung der Wassermühle ausgeschlossen sei. Der Stadtdirektor: „Die Mühle wird weder in den Fluten versinken, noch wird sie irgendwann auf dem Trockenen stehen."

 NRZ , gw, 31. März 1993


1993  

Hiesfelder Wahrzeichen wird 300 Jahre alt / Im Mühlenmuseum stehen schon 33 Modelle

Lohberger Lehrlinge stifteten Schöpfrad

Vorstand besichtigt das alte / neue KammradDINSLAKEN-HIESFELD. Ein uraltes riesiges Kammrad lehnt an der Innenwand des kleinen weißen Fachwerkhäuschens an der Hiesfelder Wassermühle. Einzelne Stücke sind aus dem Rad herausgebrochen. Das Holz wirkt grünlich und vermodert. An den Wänden hängen Bleistiftzeichnungen, die das Kammrad in seiner ursprünglichen Form zeigen. Farbfotos dokumentieren die mühevolle Ausgrabung dieses Rades. Das Kammrad ist eines der neuen Exponate des Mühlenmuseums an der Kirchstraße. Pünktlich zum 300jährigen Bestehen der alten Wassermühle, das ab dem 21. Mai mit einem zweitägigen Jubiläumsfest begangen werden soll, ist für den Mühlenverein ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Vorsitzender Kurt Altena: "Unsere Arbeit ist nun vollendet, Das Museum ist so, wie wir es uns immer vorgestellt haben. Mit dem Ergebnis können wir uns sehen lassen."
      Das alte Kammrad aus massivem Holz stammt aus Birkenfeld, einer kleinen Stadt in Thüringen. Dort entdeckten Mitglieder des Mühlenvereins eine brachliegende Wassermühle, die seit Jahren außer Betrieb war. Sträucher, Schlingpflanzen und Gräser hatten im Lauf der Zeit das Rad überwuchert. "Im September 1992 fuhren einige von uns nach Thüringen, und nach Absprache mit dem Besitzer gruben sie es aus." Doch das Kammrad ist nicht die einzige Neuanschaffung für das Mühlenmuseum. Von der Lehrwerkstatt der Schachtanlage Lohberg bekamen sie die originalgetreue Nachbildung eines Schöpfrades. "Dieses Rad wurde früher nur in fließenden Gewässern aufgestellt", erklärt Altena. Von der Bewegung des Wassers angetrieben, schöpften kleine Tröge. die An dem Rad befestigt sind, das Wasser und schütteten es in ein Auffangbecken. Bis ins kleinste Detail können sich Besucher des Museums über das Schöpfrad informieren.
       Auch im Inneren des Mühlenmuseums hat sich allerhand getan. Genau 33 Mühlen-Modelle aus aller Welt kann der Verein mittlerweise vorzeigen. Stolz sind die Mitglieder vor allem auf die Nachbildung einer persischen Windmühle. "Diese Art Mühle wurde 1000 bis 2000 Jahre vor Christus gebaut und mahlte nur dann, wenn der Wind aus einer ganz bestimmten Richtung blies." Aber auch die anderen 32 Mühlenmodelle, die zwischen Heuballen und Blumen auf Baumscheiben stehen und von Lichtern angestrahlt werden, sind ganz besondere Exponate.
       Wassermühlen haben eine sehr lange Geschichte. Sie waren schon im ersten Jahrhundert vor Chr. bei den Römern bekannt. Im 3. Jahrhundert tauchten sie dann auch vereinzelt nördlich der Alpen auf. Die Hiesfelder Wassermühle gibt es seit 300 Jahren *. Anlaß genug, um ein Jubiläumsfest zu veranstalten. Am Freitag, 21. Mai, findet in der Aula des Gustav-Heinemann-Schulzentrums ein Festakt statt. Mitwirken werden der Quartettverein Hiesfeld, Karl Neuköther und die Klopendänzer Oberlohberg. Am 22. Mai bietet der Mühlenverein ab 10 Uhr allen Besuchern einen bunten Vormittag mit Musik, Tanz und Handwerkermarkt. Geplant ist, eine Broschüre über das Mühlenmuseum zu drucken. "Sie wird es weit über die Grenzen Dinslakens hinaus bekannt machen", so Altena. Er rechnet damit, daß künftig zahlreiche Reisegruppen aus ganz Deutschland nach Hiesfeld kommen werden.

 RHEINISCHE POST    14. Mai 1993 ak

* Die Altersangabe bezieht sich auf die jetzige Wassermühle. Das Mahlwerk wechselte mehrmals die Häuser. In der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts befand sich die Mahltechnik in dem heutigen Museumshaus II. Es ist allerdings unumstritten, dass es bereits vor 1693 an derselben Stelle gleiche Wassermühlen gab.


1993  
Der Geschichte der Wassermühle auf der Spur (Teil 3)
Antiquität moderte im Gestrüpp
von Arno Wolter

HIESFELD. Ein Buch, entdeckt auf einem Trödelmarkt und Müller, Willi - in Thüringen stellt man den Nach- vor dem Vornamen - brachten es an den Tag: Ein Kleinod, das nun das Mühlenmuseum in der Wassermühle bereichert. Es ist ein über 100 Jahre altes Stück von einem Kammrad mit Welle und eine Treibscheibe für das Mahlwerk, das von Mitgliedern des Mühlenvereins nach mühseliger Schwerstarbeit geborgen und in zwei Fahrten von Birkenfelde, Kreis Heilbad Heiligenstadt, nach Hiesfeld transportiert wurde

Treibscheibe - Emmerich und Heyne     Während seines Kuraufenthaltes in Bad Sooden-Allendorf fand Dietrich Heyne bei einem Trödler das mit Gedichten und Mühlenbildern versehene Buch von Wilhelm Schott. Der bekannte Mühlenmaler hatte hierin Mühlen aus dem Bereich Oberhessen und Thüringen verewigt. Heynes Neugier war geweckt, eine Wanderkarte schnell gekauft, und in ausgedehnten Spaziergängen suchte und fand das Vorstandsmitglied des Mühlenvereins die eine oder andere Mühle. Insbesondere interessierte sich der Hiesfelder für die Birkenmühle in Birkenfelde, östlich der Werra.
     Eine Kleinigkeit, so dachte der Wanderer, denn sie war ja in seiner Karte eingezeichnet. Er fand auch den Standort, doch was sich ihm präsentierte, war ein urwaldähnlicher Flecken Wald mit hohem Gestrüpp, durchsetzt von Brennesseln. "Wie im Amazonasgebiet", erinnert sich Dietrich Heyne. Er sah aber auch schwere Buntsandsteinblöcke und entdeckte dann darunter Teile eines Mahlwerkes. "Eine tolle Sache, die etwas für unser Museum sein könnte," dachte sich der Entdecker.
     Er entschloß sich, die Angelegenheit weiter zu verfolgen. In Birkenfelde half man ihm weiter: "Besitzer ist der Müller, Willi!" Der war kein Müller, sondern hieß nur so, und hatte einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb. Die Frage Heynes, ob die brauchbaren Teile für Museumszwecke geborgen werden dürften, folgte die sofortige Zusage von Müller, Willi. Die Arbeit konnte beginnen.
     Dietrich Heyne, Hermann Emmerich, Horst Herrmann und Raffael Wittwer besorgten sich schwere Arbeitsgeräte wie Fünf-Tonner-Seilzug, Kettensäge, stählerner Dreibock, Umlenkrollen, Stromaggregat, und ab ging es mit einem Fahrzeug mit Anhänger nach Birkenfelde. Brennessel und Gestrüpp gemäht, schwere Balken und Steine bewegt und das drei Tage lang - da wurde der versierte Handwerker Horst Hermann schon gefordert. Seine Mitstreiter, Techniker und Verwaltungsleute, packten tüchtig zu. Müller, Willi, beobachtete die Arbeiten aufmerksam.
     Dann war es geschafft. Ein Teil des Kammrades, einer Welle und einer Treibscheide waren freigelegt. Jetzt wurde eine Behelfsbrücke über einen Bach geschlagen, um die "Geschenke" zu den Fahrzeugen zu transportieren. Für Müller, Willi, gab es ebenfalls ein wertvolles Andenken. Bei der "Freilegung" entdeckte das Team zufällig eine ca. 50 mal 60 Zentimeter große, beschriftete Kaminplatte aus dem 17. Jahrhundert.
     In Hiesfeld wurden die Holzteile einige Monate getrocknet. Heute zieren sie das Mühlenmuseum. Einig sind sich die vier Schwerstarbeiter: "Wir haben die Mühe der Bergung gern auf uns genommen, denn gerade diese Stücke stellen ein Musterbeispiel für Präzisionsarbeit der damaligen Zimmerleute und Mühlenbauer dar."

 NRZ , 20. Mai 1993

1993  
Verdienstkreuz am Bande für Kurt Altena

Eine ungewöhnliche Persönlichkeit

DINSLAKEN: "Eine ungewöhnliche Persönlichkeit mit außergewöhnlichen Verdiensten in der Kommunalpolitik, der Kultur und im Sport." Mit diesen Worten würdigte Landrat Werner Röhrich gestern im Empfangsraum des Rathauses den stellvertretenden Bürgermeister Kurt Altena, dem er anschließend das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland anheftete.

Doch Kurt Altena bekam diese besondere Auszeichnung nicht in erster Linie als Politiker, sondern als ein Mann des Sports. So hatte auch der Stadtsportverband Dinslaken mit seinem Vorsitzenden Arno Wolter vor geraumer Zeit diese Ehrung beantragt. Wolter war es auch, der seinen Freund und Weggefährten über vier Jahrzehnte treffend charakterisierte. Nicht "geopfert" habe er den größten Teil seiner Freizeit dem Sport, sondern "gewidmet", da er seine Tätigkeit stets als sich selbst auferlegte, freiwillige Pflichtaufgabe gesehen habe. Die Sportler unseres Raumes hätten Altena immer als einen Menschen zum Anfassen kennengelernt. Seine Besonnenheit und seine Beharrlichkeit zeichneten ihn aus. Kurt Altena, so Wolter, habe schon vor Jahren die Integration ausländischer Sportler vorangetrieben oder den Kontakt mit den Vereinen in der ehemaligen DDR gepflegt. Dinge, die bei heutigen Sportfunktionären - welch ein schreckliches Wort - modern geworden seien. Der Sport sei daher stolz auf die Auszeichnung die mit Kurt Altena einer seiner Besten erhalten habe.
     Wolter, wie auch Röhrich und Bürgermeister Karl-Heinz Klingen als Gastgeber vergaßen natürlich nicht die wichtige Rolle von Altenas Frau Uschi in diesem Zusammenhang zu würdigen. Sie habe ihr Teil zu seiner Arbeit beigetragen, und daher gebühre auch ihr zumindest eine Zacke des Ordens.
     Zuvor hatte Werner Röhrich in seiner Laudatio die Befürchtung geäußert, bei seiner Aufzählung der vielen Ehrenämter eines zu vergessen. Als Politiker gehört Kurt Altena seit 1969 dem Rat der Stadt Dinslaken an und ist Mitglied oder Vorsitzender in zahlreichen Ausschüssen. Für die Belange des Sports setzt er sich schon seit 1949 ein. Neben seiner Arbeit in unterschiedlichen Ehrenämtern seines Vereins TV Jahn Hiesfeld engagierte er sich früh im Kreissportverband, der später nach der kommunalen Neuordnung in den Kreissportbund Wesel überging und dessen Vorsitzender er seit 1980 ist. Als Gruppenleiter im Fußballverband Niederrhein, Mitglied des Arbeitskreises Internationale Jugendbewegung im Landessportbund und seit 1984 als Olympiabeauftragter des Kreises Wesel für das Ruhrgebiet war und ist er auch überregional seit langem tätig.
     Als Abteilungsleiter bei der Wohnbau Dinslaken, wo er über 20 Jahre Vorsitzender des Betriebsrates war, ist er inzwischen pensioniert. In dieser Zeit, so Röhrich, habe er sich mit großem persönlichen Einsatz um die Belange der Belegschaft gekümmert.
     Natürlich hat auch der kulturelle Bereich von Altenas Aktivitäten profitiert. Unter seinem Vorsitz hat der Hiesfelder Mühlenverein Wind- und Wassermühle restauriert und sie zu kleinen Museen ausgebaut.
     Bürgermeister Karl-Heinz Klingen gratulierte aus echter Freundschaft und unterstrich noch einmal die Gemeinsamkeiten mit dem Ordensträger. Kurt Altena selbst bedankte sich für die vielen guten Wünsche, ohne zu vergessen, daß die Arbeit mit der Jugend auch ihn jung gehalten habe.

 RHEINISCHE POST  Bernd Vennemann, 8. Juli 1993

Uschi und Kurt Altena
Photo: Niederrhein-Anzeiger

1993  

Eine Radtour, wie es sie nicht alle Tage gibt

Ministerin Brusis erlebte Wohnbauthemen vor Ort

DINSLAKEN/VOERDE. "Ganz privat" sei sie da, so Landtagsabgeordneter Horst Vöge. Gemeint war damit der Rahmen: Eine Radtour durch Dinslaken und Voerde. Denn so ganz privat war die Ministerin für Wohnen und Bauen in NRW, Ilse Brusis (SPD), der Einladung Vöges nun doch nicht gefolgt. Ihr Besuch am Samstag war vielmehr willkommener Anlaß für Kommunalpolitiker und Verwaltungsleute, Vertreter des Bergbaus und von Wohnungsbaugesellschaften, sich Sorgen und Nöte von der Seele zu reden, aber auch Verständnis, Zusagen für Unterstützung und Hilfestellung zu ernten.

Start der FahrradtourAm Dinslakener Rathaus wurden die Räder "gesattelt", nachdem dort Bürgermeister Karl-Heinz Klingen den Gast aus Düsseldorf begrüßt hatte. Begleitet von MdL Horst Vöge, stv. Bürgermeister Kurt Altena, SPD-Vorsitzendem Franz Brodowski, Fraktionsvorsitzendem Willi Mailänder, Geschäftsführer Jürgen Graumann und Stadtbaudezernent Klaus Haverkämper ging es dann zum Schacht Lohberg, wo die Betriebsräte Heinz-Jürgen Schüring und Jörg Buren-Ortmann bereits warteten: War doch die Situation im Bergarbeiterwohnungsbau einer der Schwerpunkte des ministeriellen Besuchs. Hier habe Ilse Brusis, so Betriebsratsvorsitzender Schüring später, zur Beruhigung beitragen können. Denn sie hatte unmißverständlich klar gemacht, es gehe nicht an, das von Bergleuten in Treuhandmitteln angespartes Vermögen einfach in den Bundeshaushalt zu stecken: "Das ist absurd, wir brauchen jede Mark aus diesen Mitteln für den Wohnungsbau."

  • Zum Beispiel für die öffentliche Förderung von Arbeitnehmerhaushalten, deren Einkommen oberhalb der Bemessungsgrenzen für den sozialen Wohnungsbau liegen. Hier dankte sie insbesondere der Firma Thyssen für ein entsprechendes Wohnungsbauprogramm trotz der schwierigen Situation in der Stahlkrise.
  • Zum Beispiel für die weitere Wohnberechtigung nicht nur von Bergleuten, die von der Schließung ihrer Zechen betroffen sind, sondern auch solcher, die in Qualifizierungsmaßnahmen einsteigen, um sich nach neuen Arbeitsplätzen umzusehen. In Verhandlungen mit IGBE und der Ruhrkohle sei erreicht worden, daß in diesen Fällen keine Wohnungskündigung erfolge.

Einen ganz wichtigen, bislang nicht bekannten Hinweis zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums, so Willi Mailänder, habe die Ministerin der SPD-Fraktion gegeben. Nämlich die Möglichkeit aufgezeigt, städtische Grundstücke für sozialen Wohnungsbau um bis zu 50 Prozent unter dem Verkehrswert zum Verkauf anzubieten, sowie zur Schaffung von Wohnungen Erbbauzinsen herab- bzw.auszusetzen.

Vom Schacht ging die Radtour über die Siedlung Lohberg, von deren hohem Wohnwert Ilse Brusis geradezu begeistert war ("ein Juwel, das auch den hiesigen Wirtschaftsstandort verbessert") zur Hiesfelder Wassermühle und nach deren Besichtigung ins "Haus Hiesfeld": Kurt Altena hatte zum Mittagessen eingeladen. Doch schon bald drängte die Zeit: Die Voerder warteten...

 NRZ   11. Oktober 1993 (Foto: Schulze)


1993  

Rudi baut für Hiesfeld die tollsten Mühlen

Museum hat 14 Modelle von ihm

Von einem erfolgreichen Jahr 1993 kann der Mühlenverein Hiesfeld sprechen. Das Mühlenmuseum konnte ständig mit neuem Inventar erweitert werden. Immer mehr Mühlenmodelle aus der ganzen Welt fanden hier ein Zuhause. Zur Zeit sind allein 34 Mühlen zu besichtigen. Mit dem Mühlenbauer Rudolf Bremm aus Repelen hat der Mühlenverein ein Mitglied gewonnen, das allein bisher 14 Mühlenmodelle für das Hiesfelder Museum hergestellt hat. "Rudi bedeutet für unseren Verein eine echte Hilfe und Bereicherung," lobt Vorsitzender Kurt Altena.
 

Rudi Bremm mit der Schwedenmühle"Vom Kumpel zum Mühlenbauer" kann der Werdegang des ehemaligen Bergmans Rudolf Bremm beschrieben werden. Seit gut 15 Jahren geht Rudi, wie ihn seine Freunde nennen, seinem Hobby Mühlenbau nach. Aus alten Photografien, Zeichnungen und sonstigen Originalunterlagen fertigt er sich maßstabsgerechte Zeichnungen an und geht dann mit großer Liebe und Geschicklichkeit in seiner kleinen Werkstatt in Repelen, An der Sandkull, frisch ans Werk.
   Brennend interessieren ihn immer wieder neue Arten von Mühlen, die sein handwerkliches Können herausfordern. So freute er sich, noch vor der Jahreswende den Katalog der ausgestellten Mühlen in Hiesfeld um eine Stein-Schleifmühle aus Schweden erweitern zu können. Mächtig stolz ist Rudolf Bremm auf diese Seltenheit. Er ergänzte seine "Mühlenbauten" zudem durch die Darstellung einer Baustelle, die zeigt, wie vor etwa 50 bis 100 Jahren Mühlen ohne moderne Hebekräne, sondern noch mit "Einbäumen" errichtet wurden.
   Im Augenblick hat Rudi Bremm eine Mühle aus Thüringen in Arbeit, wozu ihm Dieter Mensch und Dietz Heyne Unterlagen lieferten, als sie während eines Urlaubs im letzten Jahr Reste einer alten Mühle im thüringischen Wald fanden (die NRZ berichtete ausführlich).
   Auch im kommenden Jahr hoffen die Mitglieder des Mühlenvereins auf weiteren Zuwachs für "ihr Museum", das sich bereits einen Namen in Fachkreisen erworben hat. "Wir glauben, dass im kommenden Jahr weitere Mühlen und Windräder aus Rußland, Finnland, Bulgarien und Übersee dazu kommen," ist sich Kurt Altena sicher.

Arno Wolter NRZ 31. Dezember 1993 (auch Photos)

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Mühlen Baustelle Steinschleifmühle (Schweden)

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