Neue Schindeln auf das Dach
von Sina Zehrfeld
DINSLAKEN. Ein Rest der vom Alter geschwärzten Schindeln ist auf dem Mühlendach noch zu sehen. Ungleichmäßiges Gehämmer tönt herab und zeugt davon, dass dort oben gearbeitet wird. Unten am Boden häufen sich kleine Berge von spröden Holzfetzen: Die verwitterten Überreste der alten Schindeln aus Eichenholz. Am 12. September sollen sich Flügel und Mahlstein der Hiesfelder Windmühle wieder drehen. Die Renovierungsarbeiten laufen seit Mitte Juni nach Plan, das Dach ist schon zur Hälfte frisch gedeckt.
Warum man früher und heute Eiche als Baumaterial wählte, erklärt kurz und knapp der Vorsitzende des Mühlenvereins, Kurt Altena: „Eiche hält." Schließlich, ergänzt er, „das kostet ja auch eine Kleinigkeit, so ein Schindeldach." (Sponsor ist ein Unternehmen in Paderborn, das auch ein Werk in Dinslaken betreibt) Stück für Stück werden nun die alten Platten entfernt und durch neue ersetzt. Ein wenig moderner Komfort wird dabei eingebaut: Eine Folie macht das Dach mit Sicherheit regendicht. Wenn Wind und Wetter die Arbeiter vom Dach vertreiben, haben sie auch im Innenraum der Mühle genug zu tun. Noch sieht es da ziemlich chaotisch aus.
Im Erdgeschoss stapeln sich Baumaterial und Werkzeug neben einem ausgelagerten Mühlstein und Teilen des Mahlwerks. Ein Mahlwerk soll später wiedervoll funktionstüchtig sein. Dann sollen die Mühlenflügel nicht nur den Mühlstein drehen, sondern auch einen Sackaufzug antreiben, der Kornsäcke vom Erd- ins Obergeschoss hievt. Die Schüttelrutsche, die das Korn zwischen die Mühlsteine befördert, und der Trichter werden eingebaut, im alten Mahlwerk defekte Zahnräder ersetzt. Dabei wird so viel altes Material wie möglich bewahrt, betont Altena: „Alles, was in Ordnung ist und funktionsfähig, wollen wir erhalten."
INFO
Geschätzte Kosten
(szf) Die Hiesfelder Windmühle wird jährlich von rund 100 bis 130 Schulklassen besichtigt, bei denen „der Weg vom Korn zum Brot" auf dem Stundenplan steht. Außerdem finden zahlreiche Führungen mit Besuchergruppen statt. Dafür lässt sich der Mühlenverein die Sanierung des Bauwerks auch einiges kosten. Der Vorsitzende Kurt Altena schätzt, dass die komplette Renovierung zwischen 75 000 und 80 000 Euro teuer wird. |
Auch der dicke Holzdielenboden im Obergeschoss wird auf seine Sicherheit überprüft und, wo nötig, teilweise erneuert. Er hat auch einiges an Gewicht zu tragen, denn neben dem funktionstüchtigen Mahlwerk, das eine Holzummantelung bekommt, wird ein zweites als Anschauungsobjekt offen ausgestellt. Außerdem bekommt das Gebäude noch eine zweite Außentreppe. Die vorhandene führt nämlich direkt unter den Mühlenflügeln entlang und ist nicht nutzbar, wenn die sich drehen.
Mitte August soll letzte Hand an die runderneuerte Mühle gelegt und die Flügel mit Segeltuch bespannt werden. „Vielleicht jagen wir dann schon mal einen Sack Korn durch die Mühle," überlegt Altena. Immerhin sei das auch Neuland für die Leute des Mühlenvereins. Jedenfalls soll gemahlen werden, wenn planmäßig am 12. September die Einweihung der Hiesfelder Windmühle gefeiert wird. Danach gibt es aber nur noch ab und zu frisches Mehl aus dem Denkmal: „Wir wollen hier ja nicht den Bäckern Konkurrenz machen."
Rheinische Post 30. Juni 2004
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