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D a s w a r ( a u c h ) 2 0 2 2 - der Newsblog |
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Gerhard Eickhoff wurde am 20. März 1793 auf dem alten Stammhof der Eickhoffs in Barmingholten am Rouleer geboren. Die Freiheitskriege hatte er als Leutnant beim reitenden Landsturm mitgemacht. Nach glücklicher Heimkehr stand er vor der Frage: Was beginnen? Da er den elterlichen Stammhof nicht bekommen sollte, übergab ihm sein Vater 1821 eine Abfindung von 1095 clevischen Talern. Das war damals eine ganz erhebliche Summe, mit der sich schon etwas anfingen ließ. Und was er damit wollte, das hatte Eickhoff schon immer gewusst: Eine schöne große Windmühle sollte ihm Meister Heinrich Brahm aus Meiderich (heute Stadtteil von Duisburg) bauen. |
1821 zeigte Eickhoff dem Mühlenbauer das erworbene Grundstück. Kein Haus, kein Baum konnte den Wind dort ablenken. Eine Flurkarte aus 1798 zeigt die Eigentümer Winkamp und Doern(e)mann. Dieser Platz gefiel auch dem Mühlenbauer, und er versprach, die Mühle im nächsten Jahr betriebsbereit zu haben. Mühlen dieser Bauart wurden innerhalb von 8 bis 24 Monaten gebaut. Meister Brahm erzählte ihm auch von seinen Lehr- und Wanderjahren am Niederrhein und durch Holland (westlichste Provinz der Niederlande), wo er die meisten Windmühlen gesehen hatte. Doch wurden sie nicht etwa dort erfunden. Solange gibt es sie schon, dass man nicht einmal ihr genaues Alter kennt. Sehr wahrscheinlich brachten tüchtige Kreuzfahrer Anfang des 12. Jahrhunderts den Windmühlenbau nach Mitteleuropa. Er verbreitete sich am schnellsten in Holland und Flandern. Dort im Tiefland haben ja die Bäche nicht genug Gefälle und die Flüsse zu wenig Strömung, um Wasserräder anzutreiben. Im leichten Hügelland und in der Stufenlandschaft des Kreises Dinslaken gibt es beides: Wind- und Wassermühlen. |
![]() Als der Mühlenverein beschloss, für einige Wochen (in der Winterzeit) das Mühlenmuseum wegen Corona, aber auch wegen Bauarbeiten zu schließen, war zunächst der Termin auf Ende Januar fixiert. Das sich so viele Maulwürfe in der Woche zuvor auf dem Gelände der alten Wassermühle breit machen, das hat der Mühlenverein jedoch noch nicht gesehen. In Deutschland sind generell (mit Ausnahmen) alle heimischen Arten der Säugetiere nach Anlage 1 der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Im Februar ist übrigens Paarungszeit der Nager, die sich mit Bodeninsekten ernähren. Das "Haus Hiesfeld" im Hintergrund ist heute ein Restaurant. Vor 800 Jahren lebten dort Ritter (in einem dreigeschossigem Gebäude) und waren die Eigentümer der Wassermühle. |
![]() Zwei Monate nach der Grundstücksbesichtigung erlebten die Hiesfelder staunend, wie ein klobiger Turm aus fast meterdickem, dunkelrotem Mauerwerk auf dem freien Feld neben der Straße nach Barmingholten Tag um Tag höher wuchs. Nach oben verjüngte er sich wie ein richtiger Kegelstumpf. Wagen mit 4 und 6 Pferden davor brachten gewaltiges Balkenwerk an. Jedes einzelne Stück nahm Meister Brahm in Augenschein, ob es auch fehlerfrei und abgelagert sei. Bei der dicken Königswelle wollten einige bemerkt haben, wie er über das runde Eichenholz gestrichen und dabei einen seltsamen Segen gemurmelt habe. Sicher hatte er es nur besonders sorgsam beklopft und geprüft. Die Königswelle heißt mit Recht auch "Mühlenkönig", denn sie regiert das ganze Mahlwerk. Die Kraft des Windes, viele Pferdestärken also, wird durch ihr Holz auf 2 oder 3 Mühlsteine übertragen. Dazu sind aber noch zwei Zahnräder nötig: der Bunkel am oberen Ende der Königswelle und das mächtige Kronrad unten. Dieses erhielt einen Durchmesser von 2,45 m und seine harten Buchenzähne waren 0,38 m lang. Noch größere Maße nahm der Baumeister für das starke Rad, das auf die Achse fest aufgekeilt wurde. Diese Achse war 6,50 m lang und drehte sich vorn und hinten auf den Katzensteinen. |
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![]() Dieses Bild zeigt das Kammrad und ein Stück der horizontalen Achse. Diese Achse ist 6,50 m lang und dreht sich vorn und hinten auf den Katzensteinen. Ein merkwürdiger Name, aber doch treffend! Denn beim Reiben mit nassen Fingern soll man einen bestimmten, höchst unangenehmen Geruch wahrnehmen. Übrigens muss die Auflagestelle ständig mit Speckschwarten oder Öl gut geschmiert sein, sonst läuft sich der eiserne Achsenhals beim geschwinden Drehen der Flügel heiß. Katzensteine, Achse und Achsenrad sind hoch oben in der Kappe eingebaut. Damit sie sich leicht in den Wind bringen lässt, läuft sie auf eisernen Rollen. Die Lager, Rollkränze genannt, waren früher aus hartem Eichenholz gefertigt und sauber in vielen Einzelstücken rundum aneinander gelegt. Für diesen Blick muss man auf die höchste Ebene, direkt unter das Kappendach. |
Diese Bilder zeigen das Einsetzen des ersten Krühpfahles in die neu geschaffene Böschung bzw. den Rundgang. In regelmäßigen Abständen, rund um die Mühle, werden Fixierpunkte für das Krühwerk geschaffen. Das Krühwerk sind die Holzbalken mit denen die Kappe gedreht und damit die Flügel "in den Wind gestellt werden". Der Mühlenverein hat diese Hilfs- und Sicherheitselemente angeschafft und beginnt nun mit der Installation. Gleich drei verschiedene Sandarten (Körnung) wurden verwendet, um Drainage und Stabilität zu testen. Das kleine Windspiel auf dem Dach ersetzt nicht die einstmals mächtige Windrose, die das Müllerleben erleichterte. Bis die Mühle wieder um die "eigene Achse" gedreht werden kann, sind aber noch Arbeitsschritte und Prüfungen notwendig. - alle Bilder mit klick vergrößerbar - |
![]() Die Zusammenarbeit des Mühlenvereins mit anderen Hiesfelder Vereinen hat eine lange Tradition. Ohne das Engagement verschiedener Ehrenamtler wäre der "Mühlenverein" 1976 wohl gar nicht gegründet worden. Bei den Willkommensfeiern neuer Mühlenmodelle gab es fast immer auch einen Frühschoppen für die anderen Vereine (inklusive Feuerwehr und Bürgermeister). Nun bietet das Museum kaum noch Platz für neue Modelle... doch die gemeinsamen Treffen sollen, vor allem wenn die Rahmenbedingungen wieder stimmen, einen Platz im Terminkalender finden. Ein erster (digitaler) Schritt ist die Vernetzung der Web-Seiten. Wir starten mit dem Heimatverein Oberlohberg. Ein Klick auf das stimmige Logo des Vereins führt direkt zu dem Verein, bei dem auch die Trecker-Gemeinschaft ihre Heimat hat. Dabei verbindet die Landwirtschaft auch gleich die Kette "vom Korn zum Brot", bei der die Mühlen eine wichtige Aufgabe erfüllen. PS: Ein kleiner Blick in die Geschichte. Bis zur Auflösung der größten Gemeinde in Preußen (nämlich Hiesfeld) mit der kommunalen Neuordnung in 1917 war der Name von Lohberg Unterhiesfeld. Das Wort Loh entspricht der Lohe, der Baumrinde von Eichen und Buchen, die von der Hiesfelder Wassermühle für die Dinslakener Gerberei gemahlen wurde. Das Korn wurde bis 1822 im wesentlichen in der Mühle Doernemann gemahlen. |
Einige Tage später, nachdem die Kappe der Windmühle mit Schindeln gedeckt war, ließ Meister Brahm bereits die fertig gezimmerten Flügel (er selbst nannte sie Ruten) einsetzen. Das war wohl das härteste und gefährlichste Stück Arbeit am ganzen Bau. Wehe, wenn die Taue rissen, an denen die schweren 12m langen Hölzer bis zum Wellkopf mit dem weißen Stern hochgezogen wurden! Der Mühlenbaumeister gönnte sich keine Pause, bis der letzte Flügel verbolzt war. Darüber war es bereits dunkel geworden. Allein überprüfte er dann noch die Bewegung der Flügel und die Arbeit des Getriebes. In der Frühe des neuen Tages band er frische Birkenmaien an 2 Flügelenden und stellte das Rutenkreuz "in der Schere" (diagonal). Das sagte allen Leuten: Freut euch, die Mühle ist fertig, das Werk ist gelungen! |
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