Von Lohberger und Lohgerber (1)
Die Berufsbezeichnung Lohgerber bzw. Rotgerber leitet sich ab vom heute weitestgehend untergegangenen Handwerk der Lohgerberei, einer spezialisierten Form der Gerberei, die Rinderhäute zu strapazierfähigen, kräftigen Ledern verarbeitete, beispielsweise für Schuhsohlen, Stiefel, Sättel oder Ranzen. Lohgares Leder ist kaum elastisch, dafür gewinnt es beim Gerben auf Kosten der Fläche an Dicke und wird sehr widerstandsfähig gegen Wasser und schwache Säuren.
Da mit Eichenlohe gegerbtes Leder rot bis braun ist, bezeichnete man die Lohgerber oft auch als Rotgerber. Es gibt zahlreiche regional verschiedene Bezeichnungen für den Beruf des Lohgerbers: Lauer, Löber, Loher, Löher, Lorer, Löhrer (ndrhein.), Löhr (norddeutsch) – als Berufsbezeichnungen sind sie längst in Vergessenheit geraten, haben jedoch bis heute als Familiennamen überdauert.
Nachdem der Loh- oder Rotgerber die Fleischreste und Fette auf dem Schabebaum vom Balg entfernt hatte, erfolgte das sogenannte Äschern mit Kalk in der Äschergrube, wodurch sich die Haare vom Balg lösen und in einem zweiten Schabegang entfernt werden konnten. Anschließend wurden die sogenannten grünen (unreifen) Häute samt einer Lohe aus Eichen- oder Fichtenrinde und Galläpfeln (auch Knoppen genannt) zur Gerbung in eine Lohgrube verbracht. Die klassische Gerbung in Lohgruben konnte zwischen einem halben und drei Jahren dauern, je nach Ausgangsmaterial und gewünschter Qualität, wobei die Häute alle zwei bis vier Monate umgeschichtet werden mussten. Insofern musste ein Lohgerber für eine kontinuierliche Arbeit möglichst viele Gruben haben.
Als Gerberlohe bezeichnet man die vom Baum getrennte, zerschnittene und fein gemahlene Rinde – meistens Eichenrinde, seltener auch Fichten- oder Tannenrinde – in der sich der Gerbstoff Tannin befindet. Dabei werden für einen Zentner Leder vier bis fünf Zentner Lohe benötigt, für kräftiges Sohlenleder (auch Pfundleder genannt) sogar acht Zentner. Insofern war für das Handwerk der Lohgerberei auch ein reicher Holzbestand vonnöten. Beliefert wurden die Lohgerber von dem Berufsstand der Löher, die meist im Mai, wenn der Saft in die Bäume steigt, die Rinden in oft speziell angelegten Eichenschälwäldern, auch Lohwald oder Lohhecke genannt, schälten, bevor diese gefällt wurden. Die beste Lohe soll aus der Rinde von achtzehn Jahre alten Eichen gewonnen werden. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde die einheimische Eichenlohe zunehmend durch aus Übersee importierte Gerblohen wie Quebrachoholz ersetzt.
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