Mühlenverein Hiesfeld
die Geschichte von Haus Hiesfeld und der Wassermühle
die Wassermühle
das Lied
Backhaus
Bild des Monats
360 Gradin (und um) der Mühle
Geschichte
 
der letzte Müller
 
Mühlen-Info
 
der Rotbach

Inventar Verzeichnis
zur ehemaligen Kamp'schen Mühle in Hiesfeld
------
Eigentum der August Thyssen Hütte Gewerkschaft

1 Roggengang
1 Weizengang
5 Mühlensteine in einer Stärke von 17, 21, 33, 33 und 36 cm
  davon 3 Niedermanniger Lawa und 2 Franzosen
1 Reinigungsmaschine
1 Abfüllrohr
1 Sackheber

Eigentum des Pächters Altebockwinkel:
1 Elektromotor, 15 PS,
1 Vorgelege mit einer Holz- u. einer Eisenscheibe
2 Eisenscheiben auf der Haupttransmission
diverse Antriebsriemen von Leder
4 Mühlensteine (z.Zt. im Betrieb)
1 Elevatoranlage
1 Beutelkasten
1 Kran zum Heben der Steine
1 kompl. Lichtanlage für Haus und Mühle
                  --------
Vorbenanntes Inventar ist vorhanden und wird die Richtigkeit des Verzeichnisses von mir hiermit anerkannt.
              Dinslaken Hiesfeld, den 25. 11. 24
                 gez. Josef Altebockwinkel.

das Original die Abschrift
Nach dem tragischen Unfall und dem wahrscheinlich betrügerischen Compagnon stand Josef Altebockwinkel vor dem "Aus". Die Inventur und die Rückgabe an die Verpächterin Ende 1924 gibt, mit der Inventarliste, einige interessante Hinweise: Mit der Überschrift bestätigt Müller Josef, dass es zwischen Josef Kampen und der August Thyssen Hütte keinen anderen Besitzer gab. Altebockwinkel war auch innovativ: ihm gehört die komplette Lichtanlage - vom Kerzenlicht zur Glühlampe und der 15-PS-Motor unterstützte offensichtlich das Mahlwerk bei schwacher Antriebskraft durch den Rotbach. Enkelin Edith: "Zum Schleifen der Mühlensteine kam immer ein Fachmann aus der Ukraine..."
Innenansicht der Mühle

 So sieht die Mühle 2016 aus. Zur Zeit von Altebockwinkel war es der Fachwerkschuppen. Das Mahlwerk befand sich im Erdgeschoß des Backsteinhauses.

Briefkopf der Vereinigten Stahlwerke, Abteilung Bergbau

Nach der Aufgabe Altebockwinkels verpachtet der "Hamborner Bergbau" die Mühle an die Stadt Dinslaken. Ein wichtiger Teil des Pachtvertrages vom 8. Oktober 1924 ist der Erhalt der Wassermühle und keine Zweckentfremdung. Doch es kommt anders... und zum Schriftverkehr. Im Januar 1929 schreibt die Grundstücksverwaltung die Stadt an und erinnert an die Einhaltung des Pachtvertrages. Im September des gleichen Jahres "platzt ihnen die Hutschnur" und der Briefton wird scharf und eindeutig:

2. Brief der Grundstücksabteilung der Hamborner Bergbau
21. Januar 1929 12. September 1929
...wir sind aufs höchste erstaunt, daß Sie in unserer Mühle eine Jugendherberge errichten wollen und bereits, ohne unsere Erlaubnis, die gesamte Mühleneinrichtung entfernt und umfangreiche Umbauarbeiten vorgenommen haben...

Ob und wie der Schriftwechsel weiterging, ist zur Zeit nicht bekannt.

Stadtarchiv Dinslaken: Ratssitzung am 16. Mai 1947

3) Prellwitz (SPD) fragt nach dem Stand des ehemaligen Hitler-Jugend-Heims*. Stadtdirektor Welt sagt, dass die Verwaltung einsehe, dass der Jugend ein Haus zustehe, jedoch müsse der Mieter dieses erstmal wieder bewohnbar machen. Seine Familie könne man zudem bei der Wohnungsnot kaum woanders unterbringen. Stadtverordneter Mölder (KPD) erklärt, dass der Mieter Hinz schon 1928/29 in SA-Uniform herumgelaufen sei, der könne ruhig mal im Bunker wohnen. Drescher (SPD) glaubt ebenfalls, dass die Fürsorge für diesen Nazi seitens der Verwaltung zu weit gehe. Hinz gehöre zu den Aktivisten und sei deshalb ein Verbrecher. Stadtdirektor erklärt, dass seitens der Verwaltung alles Mögliche getan werde, damit Hinz so schnell wie möglich eine Wohnung bekäme. Dann wolle man weiter über den Punkt verhandeln.

* das Backsteinhaus der Wassermühle

 

Plakat 300-Jahr-Feier (nicht Original, nachempfunden)In den Anfangsjahren des Mühlenvereins gab es wichtigeres zu tun, als Altersforschung zu betreiben. Durch die Holzforschung hatte man sich festgelegt, dass die Wassermühle im Jahr 1693 gebaut worden ist. Aus diesem Grund wurde 1993 die 300-Jahr-Feier als Mühlenfest organisiert.

"Ich bin zum ersten Mal seit 1945 wieder hier!, erklärte ein 64jähriger Hiesfelder bei diesem Fest: "Und ich erinnere mich noch genau, wie hier die Hitlerjugend hauste. Ein wüster Haufen. Und alle Jungs, die zum Religionsunterricht gingen und nicht zu ihren Treffen, haben die verprügelt. Wie schön, daß dieses Haus jetzt einen vernünftigen Zweck hat."

Zwei Jahre zuvor (1991) übergab der damalige Bürgermeister Karl-Heinz Klingen die Wassermühle an den Mühlenverein und sagte u.a.:

„Die Hiesfelder Mühle steckt auch für mich voller Erinnerungen: In diesen Räumen habe ich 1948 meine gewerkschaftliche und politische Arbeit begonnen." Im Laufe der Zeit von verschiedenen Gruppen genutzt, erinnert sich Klingen: „Jugendliche Jagdhornbläser, die Gewerkschaftsjugend und die Wasserwacht haben diese Räume genutzt, auch von einem Altenclub oder einer Kindertagesstätte war die Rede

 Riss im Mauerwerk des Backsteinhauses
Meldung
-------
Betr.: Jugendheim " Alte Wassermühle "

Im Dezember vergangenen Jahres meldete Herr Erdtmann, daß am vorgenannten Gebäude sich sehr starke Mauerwerksrisse zeigten. Ich habe daraufhin sofort (am 21.12.1962) Gipsmarken anbringen lassen und laufend diese Marken kontrolliert. Während des ganzen Winters zeigten sich keinerlei Veränderungen. Die letzte Kontrolle erfolgte am 13. ds. Mts. Bei der heutigen Besichtigung stellte ich nun fest, daß der Mauerwerksriß sich um ca. 6 mm verbreitert hat. Wenn diese Bewegung im Mauerwerk weiter so anhält, besteht akute Einsturzgefahr. Verursacht werden diese Schäden durch Unterspülung der Fundamente durch den Rotbach. Da für diese Arbeiten wahrscheinlich das Hochbauamt nicht zuständig ist, bitte ich um weitere Veranlassung. Als Anlage füge ich 5 Fotos bei; diese Aufnahmen zeigen deutlich den Verlauf des Risses.


Dinslaken, 27. März 1963
Stadtbauinspektor
Ddrck.: Bauaufsichtsamt

****************************************************
 Das Dezernat II (Stadt Dinslaken) schreibt in einem Brief am 20. November 1969: "Das historische Gebäude "Alte Wassermühle", Dinslaken-Hiesfeld, ist im Jahre 1958 als Jugendheim in Dienst gestellt und seit dieser Zeit nicht mehr instandgesetzt worden..."
Möglicherweise ist also "die Mühle" 1958 von der bisherigen Eigentümerin durch die Stadt Dinslaken gekauft worden (Ein anderer Termin ist zur Zeit nicht bekannt). Soweit nicht das Backsteingebäude wegen Bauschäden kurzzeitig geschlossen war, gab es allerdings seit den 1930er Jahren Aktivitäten in diesem Haus. Von den Nachbarn im Bademeisterhaus wurde nicht selten auch "ungebührliches" Verhalten der Hausbenutzer gemeldet. Das Bauamt war jedenfalls auch öfter mit der "alten Mühle" beschäftigt.
Aktenvermerk Amt 66 an das Hochbauamt Auszug aus Niederschrift vom 12. Mai 1964 Dezernat II Stadtamtmann an Amt 61
29.03.1963 05.05.1964 12.05.1964 20.11.1969 02.12.1969
Seite 1 04.12.1969 16.01.1970 07.04.1978 05.06.1978
 
 Und auch das hat es gegeben: Der Hiesfelder Sportverein wollte/sollte das Backsteinhaus als "Sportler-Hotel" führen. Dieses Bilddokument stammt aus dem Film von Eugen Schürmann "Alte Mühle - neue Flügel".
 
Seit 1945 hat es wenig öffentliches Engagement für den Erhalt der Wassermühle gegeben. Die Stadt, als Eigentümerin, hat ihre Verpflichtung zum Erhalt ihres Eigentums erfüllt... ansonsten gab es zahlreiche Interessen, zum Teil auch kommerzielle Immobilieninteressen. Der Denkmalschutz wurde oft in Frage gestellt. Nur vom Ratsherrn Kathmann ist besorgtes Engagement (1964) schriftlich überliefert. Stadtbausassessor Führich zeigt sich 1969 mit Ideen sehr kreativ für die zukünftige Nutzung (wenn es denn nicht mehr ein Jugendheim sein sollte). Seine grundsätzliche Anregung war: die Vereine fragen!
 
1976 wird der "Förderverein Windmühle e.V." gegründet
Horst Schweitzer(zur Entstehungsgeschichte sehen sie
WINDMÜHLE / Geschichte und VEREIN / Geschichte).
Zum 1. Vorsitzenden wird Horst Schweitzer, Architekt - Ratsherr der Mehrheitsfraktion SPD und Vorsitzender des Bauauschusses gewählt ("Ein Schelm der... oder Machiavelli lebt). Mit der selbst gestellten Aufgabe, die Windmühle zu retten und zu pflegen, ist der Verein allerdings bestens ausgelastet. 1981 stirbt Horst Schweitzer und zum Nachfolger wird 1982 Kurt AltenaKurt Altena (Foto 1993) (zu diesem Zeitpunkt stellv. Bürgermeister) gewählt. Es ist nicht zu recherchieren wer zuerst die Idee hatte, die alte Wassermühle dem "Windmühlenverein" zu übertragen. Erst 1991 wird diese Idee Realität und der Verein nennt sich fortan "Mühlenverein Hiesfeld e.V."
 
Der Verein nimmt auch diese Verpflichtung sehr ernst. Die Mühlenteile im Fachwerkhaus und das Wasserrad werden saniert und...es wird ein Mühlenmuseum (mit Modellen) schrittweise realisiert. Doch bald ist das Backsteinhaus schon zu klein...
 

1996 ist in der Zeitung zu lesen: 

Bademeisterhaus heute (voll bewachsen)

Das Hiesfelder Mühlenmuseum an der Wassermühle soll erweitert werden.

Das jedenfalls wünscht sich der Trägerverein. Und der Rat der Stadt machte in nichtöffentlicher Sitzung den Weg dafür frei. Den rührigen Heimat- und Mühlenfreunden um Mühlenchef Kurt Altena wird ein Gebäude hinter dem Museum, Am Freibad 5 (rechtes Gebäude im Bild) überlassen, in dem bisher ein Mitarbeiter der städtischen Bäderverwaltung eine Dienstwohnung hatte. Das Mühlenmuseum sei ein fester Bestandteil des Kulturangebots und habe angesichts der Besucherzahlen eine überörtliche Bedeutung, hatte die Verwaltung um Zustimmung geworben. Der erforderliche Nutzungsvertrag zwischen Stadt und Mühlenverein fand im Rat breite Zustimmung. Auch deshalb, weil die Stadt für Umbau und Renovierung des überlassenden Gebäudes kein Geld zur Verfügung stellen muß. Das wird der Verein selber aufbringen.

 NRZ  28. November 1996 - Doch es wird noch 6 Jahre dauern, bis der Haustürschlüssel übergeben wird

Infoplus zum Bademeisterhaus

- Bauzeichnung für eine Waschküche

 
Mit gut begründeten Vermutungen und einigen Indizien wissen wir heute, dass die Wassermühle einige Jahrhunderte mehr erlebt hat, als dies bei der "300-Jahr-Feier" noch angenommen wurde. Der Autor dieser Compilation legt sich fest: Die Mühle stammt aus dem Jahr 1220, als Margarete von Hiesfeld nachweislich in die Geschichte eintritt. Für den Verein bedeutet das, dass in 2020 die 800-Jahr-Feier ansteht. Und dann wäre da noch der Titel dieser Geschichte: Ohne den Richter Pauwe und den immer noch benutzten Namen Paumühle wäre wahrscheinlich nie die Neugier nach dem wirklichen Alter der Mühle geweckt worden.
 
Nachtrag: Der Denkmalschutz wurde auch für das Gebäude-Ensemble der Wassermühle erteilt. Da das Denkmalswesen in NRW 1984 neu geordnet wurde, stammt auch die Urkunde aus diesem Jahr. Auch hier ist die Plakette wohl schon vorher erteilt worden.
 
**********************************************************************
Gebäude-Ensemble von oben
 Zeittafel (beta)
Infoplus
**********************************************************************
  Doch die Geschichte geht weiter... zurück an die älteste Quelle! 
 
Anfang
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12