Mühlenverein Hiesfeld
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300 Jahre Wassermühle

technischer Hinweis: alle Bilder sind „klickbar" - also Vergrößerung - gilt für fast alle Seiten des Mühlenvereins

Feier in der Aula des Gustav-Hinemann-Schulzentrums

Am Rotbach rotierte die Romantik

Rauschende 300-Jahr-Feier für die Mühle

von MAIKE PHILIPP (Text) und PETER SCHULZE (FOTO)

HIESFELD. Klapprig? von wegen! Die Romantik rund ums Mühlrad erwies sich als aktueller Renner. Das greise Geburtstagskind brachte den ganzen Stadtteil auf Trab: Holzschuhtänzer wagten so gar nicht hölzerne Luftsprünge, der Lohberger Spielmannszug übertönte mit seinem Geburtstagsständchen hartnäckig die Jazz-Kapelle, und Plattdeutsch-Künstler Steltenkarl zog Vergleiche zum Pariser "Moulin Rouge". Nostalgie als Folksfest: Zwei Tage lang feierte Hiesfeld den 300. Geburtstag seiner malerischen Wassermühle.

staunen im Museum

  22. Mai 1993

hier wird geschminkt

Selbst der Bürgermeister konnte es nicht fassen. "Also, wenn mir jemand vor zehn Jahren erzählt hätte, daß´wir ein großartiges Mühlenmuseum bekommen - ich hätte lächelnd abgewinkt, wünschenswert, aber nicht machbar!", sagte Karl-Heinz Klingen beim Festakt am Freitag im Gustav-Heinemann-Schulzentrum. Am gleichen Abend kam die Bestätigung aus Expertenkreisen: "Der Mühlenverein hat hervorragende Arbeit geleistet. Das Museum ist im Rheinland einzigartig", betonte Karl-Heinrich Schanz, zweiter Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde. Es sei äußerst selten, in einem Ort zugleich Wassermühle, Windmühle und Mühlenmuseum vorzufinden. Schanz forderte den Mühlenverein mit einem Schmunzeln auf, weiterhin die Geschichte ihrer Mühle zu durchforsten. Mühlplätze hätten oft Jahrtausende am selben Ort überdauert. "Vielleicht hatten ja die Römer vor mehr als tausend Jahren am Rotbach eine Wassermühle betrieben", spekulierte Karl Heinrich Schanz.

Krititsche Töne zum Thema "Mühle" waren nur im Rahmenprogramm zu hören - da erinnerte der Quartettverein Dinslaken-Hiesfeld stimmgewaltig an die Treulosigkeit schöner Müllerinnen. Karl Neuköther alias "Steltenkarl" vertellte plattdeutsche Histörkes över Möllekes und kräftig auf Herrn Möllemann, der den guten Namen der Müllersleut in Verruf gebracht hätte. Er sprach natürlich über die "guje olde tijd", als die Mühlen noch "Möllen" und der Müller noch "Möllmann" genannt wurden. Er schlug dem Mühlenverein vor, sich auch noch ein Modell der "roje Möll"zu beschaffen: Das Moulin Rouge in Paris.

Zweiter (Fest-)Akt: Bei der rauschenden Geburtstagsparty am Rotbach muß sich der Vorsitzende des Hiesfelder Mühlenvereins, Kurt Altena, gefühlt haben wie ein Türsteher

einer Nobel-Discothek: "Nein, mehr als 60 Leute können nicht gleichzeitig rein", bremst er den Ansturm der Neugierigen. Vergeblich. Denn schließlich gab es im Dutzend Premieren zur Feier des Tages: Zwölf nagelneue Mühlenmodelle. Bis zur letzten Sekunde hatten die rührigen Mitglieder des Mühlenvereins malocht, Mini-Motoren  eingebaut, Holzunterlagen ausgesägt, um die Schmuckstücke vorteilhaft zu präsentieren.

       Die liegt ja auf der Seite", wunderte sich eine junge Besucherin über die neue persische Mühle, deren Räder vertikal rotieren. Auch die anderen geflügelten Neulinge bewährten sich als Top-Modelle. Die strohgedeckten Mittelmeer-Mühlen, der seltene Mühlen-Nachbau aus Agen, Wipp-, Galerie- und Bockmühlen brachten die Blitzlichter der Hobby-Fotografen zum Dauerflackern.

       Für einige Besucher wurde im Museum nicht nur die Geschichte der Mehl-Herstellung lebendig: "Ich bin zum ersten Mal seit 1945 wieder hier!, erklärte ein 64jähriger Hiesfelder: "Und ich erinnere mich noch genau, wie hier die Hitlerjugend hauste. Ein wüster Haufen. Und alle Jungs, die zum Religionsunterricht gingen und nicht zu ihren Treffen, haben die verprügelt. Wie schön, daß dieses Haus jetzt einen vernünftigen Zweck hat."

       Einen Hauch von Historie wehte auch auf der Mühlenwiese. Da zeigten Schmiede, Korbflechter, Glasbläser und Zimmermänner ihre uralten Handwerkskünste. Und die Klompendänzer Oberlohberg drehten sich zu Reigen-Melodien, die schon zur Bauzeit der alten Mühle ein Hit waren.

     Tierische Vergnügen gab es für die Kinder.Die konnten sich als Schmetterling oder Raubkatze schminken lassen oder im Streichelzoo zaghafte Annäherungsversuche an faule Hängebauchschweinen starten. Und wer gegen Mittag kam, erlebte sogar eine Treibjagd auf Krallen: Ein zeterndes Zwerghuhn auf der Flucht, dicht dahinter ein bärtiger Herr, der verzweifelt mit einem Fangnetz ruderte. Das Federviech hatte offensichtlich keinen Sinn für nostalgische Feste und verzog sich für den Rest des Tages schmollend auf einen Baum. Dummes Huhn...

 

 

Mühle von hinten - ein seltener Anblick

Mühle von hinten - seltener Anblick

Einladungsplakat

Das ist nicht das Originalplakat als Einladung für die Öffentlichkeit. Und wahrscheinlich wäre die Extravaganz der "300" auch sehr diskutiert worden. Die 300 Jahre sind für das Holz des Fachwerkes wissenschaftlich gesichert. Doch der Festredner der Veranstaltung wird wohl auf der sicheren Seite sein. An dieser Stelle wird es mindestens seit dem Rittergut "Haus Hiesfeld" (nur 100 Meter entfernt) schon vor knapp 1000 Jahren eine Wassermühle gegeben haben.

 

 

Fotos und Berichte aus den Lokalredaktionen von

NRZ Rheinische Post 

Vorberichte: oldNews 2006

Bericht aus Niederrhein-Anzeiger


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