Mühlenverein Hiesfeld
die Geschichte der Windmühle
die Windmühle
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Geschichte
 
Hiesfeld
 
Renovierung 1998
 
Renovierung 2004


 
 
 

 

Früher, bis zum Jahre 1811, waren alle Mühlen weit und breit um Dinslaken Bannmühlen. Seit Jahrhunderten schon war das ganze Land in Mahl- und Bannbezirke so eingeteilt, daß immer rund 1 000 Seelen auf eine Mühle kamen. Wer nun in Dinslaken wohnte, der durfte nur in der Stadtmühle am Rotbach (siehe Bild /wo jetzt der Altmarkt ist)Altstadt-Wassermühle oder in der Bockwindmühle im Eppinghovener Feld mahlen lassen; die Einwohner von Hiesfeld mußten ihr Korn zu Dörnemanns Mühle bringen. So befahl es das Mühlenbanngesetz. Hart war die Strafe, wenn ein Bürger bei dem Versuch ertappt wurde, in einer anderen Mühle mahlen zu lassen. Wehe dem Müller, der einen "auswärtigen" Mahlgast unter seine Kunden aufnahm. Er mußte 30 Reichstaler Buße zahlen.

Der Müller mochte gut oder schlecht mahlen - wechseln durften seine Mahlgenossen die Mühle auf keinen Fall. Es kam daher oft vor, daß schlechte Müller diese Lage ausnutzten. Damals erzählte einmal ein Einwohner: bei diesem Mangel an Konkurrenz müssen die hiesigen Eingesessenen auf den Mühlen 1/10 Mulster entrichten, anderswo bloß 1/20. Dabei geht die Willkür des Pächters der hiesigen Mühlen so weit, daß diejenigen Mahlgäste, die nicht tagelang warten wollen, vorher mindestens 1 Silbergroschen Trinkgeld geben müssen. 

Auch dann gab sich der Müller oftmals keine Mühe, gutes Mehl zu liefern. Er brauchte ja nicht zu befürchten, daß ein Mahlgast zu einem anderen Müller gehen kann. Groß war daher die Freude, als 1810 durch ein Kaiserliches Dekret Napoleons diese unangenhme Mühlenbanngerechtigkeit aufgehoben wurde.

So hieß es in dem neuen Gesetz:

Es ist abgeschafft worden:
1. das Recht, die Einwohner zu einer Mühle zu zwingen,
2. jemandem zu untersagen, im Bannbezirk Mühlen zu bauen,
3. die benachbarten Müller zu verhindern, im Bannbezirk ihr Gewerbe zu treiben.

Von jetzt an durfte man neue Mühlen bauen. Als erster Baulustiger erhielt der Aldenrader Borgard Tofahrn nach 1811 die Genehmigung zur Errichtung einer Kornwassermühle. ln Hiesfeld konnten nun alle Leute entweder bei Dörnemann oder in der Paumühle (zum Haus Hiesfeld gehörig, an der späteren Badeanstalt/ Freibad) mahlen lassen, wenn, -ja, wenn genug Wasser zum Mahlen da war. Diesen Ärger schaffte auch das neue Gesetz nicht aus der Welt. ln trockenen Sommern führte der Rotbach oft nicht mehr Wasser als eine Dachrinne. Manchmal versiegte er ganz. Dann mußte man zur Roßmühle auf dem Kastell oder zur Windmühle von Heinrich Bienen (in der Nähe des Walsumer Tores /Duisburger Straße) vor der Stadt fahren. Damals wohnte in Hiesfeld (gegenüber der heutigen MÜHLEN-CAFE, zuvor Bäckerei/Cafe Ortjohann und nochmals zuvor Weidkamp) Signet Ortjohannein Mann, der sich vorgenommen hatte, eine Mühle bauen zu lassen, die nicht mehr vom ungetreuen Rotbach abhängig sein sollte.


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Der Windmüller Gerhard Eickhoff und der 
Mühlenbaumeister Heinrich Brahm

Gerhard Eickhoff wurde am 20. März 1793 auf dem alten Stammhof der Eickhoffs in Barmingholten am Rouleer geboren. Die Freiheitskriege hatte er als Leutnant beim reitenden Landsturm mitgemacht. Nach glücklicher Heimkehr stand er vor der Frage: Was beginnen? Da er den elterlichen Stammhof nicht bekommen sollte, übergab ihm sein Vater 1821 eine Abfindung von 1095 clevischen Talern. Das war damals eine ganz erhebliche Summe, mit der sich schon etwas anfingen ließ. Und was er damit wollte, das hatte Eickhoff schon immer gewußt: Eine schöne große Windmühle sollte ihm Meister Heinrich Brahm aus Meiderich (heute Stadtteil von Duisburg) bauen.

Kurt Altena spielte in seiner Jugend in dieser Gegend des Eickhofes an der Rouleerburg Der Stammsitz der Eickhoffs im Herbst 2014. Im Januar 2015 wurde er zugunsten der Mülldeponie abgerissen
Fotos: Dr. Ingo Tenberg  

Schon bald zeigte er ihm das Grundstück. Kein Haus, kein Baum konnte den Wind dort ablenken. Da gefiel der Platz auch dem Mühlenbauer, und er versprach, die Mühle im nächsten Jahr betriebsbereit zu haben. Meister Brahm erzählte ihm auch von seinen Lehr- und Wanderjahren am Niederrhein und durch Holland (westlichste Provinz der Niederlande), wo er die meisten Windmühlen gesehen hatte. Doch wurden sie nicht etwa dort erfunden. Solange gibt es sie schon, daß man nicht einmal ihr genaues Alter kennt. Sehr wahrscheinlich brachten tüchtige Kreuzfahrer Anfang des 12. Jahrhunderts den Windmühlenbau nach Mitteleuropa. Er verbreitete sich am schnellsten in Holland und Flandern. Dort im Tiefland haben ja die Bäche nicht genug Gefälle und die Flüsse zu wenig Strömung, um Wasserräder anzutreiben. Im leichten Hügelland und in der Stufenlandschaft des Kreises Dinslaken gibt es beides: Wind- und Wassermühlen. Je höher wir ins Gebirge steigen, desto mehr herrschen die Wassermühlen vor.

Aber welche Bauart sollte bei der neuen Mühle den Vorzug erhalten? Ganz früher kannte man nur die Bockwindmühlen, bei denen das ganze Gehäuse auf einem mächtigen Ständerbalken, dem Bock, ruhte. Umständlich war es da, den gesamten Kasten mit den Flügeln in den Wind zu drehen. Aber um 1500 erfand der Maler und Universalgenie Leonardo da Vinci die drehbare Mühlenhaube. Seitdem wurden fast nur noch solche Mühlen gebaut, vor allem in Holland. Gerhard Eickhoff entschied sich natürlich ebenfalls für die "Holländer Mühle" mit einem feststehenden Turm aus gutem Feldbrand und oben darauf einem rundherum schwenkbaren Dach, aus dem die Achse für das Flügelkreuz herausragt. "Sie hat sich ja auch in Xanten und in hundert anderen Orten bewährt. Außerdem werde ich mir selbst eines Tages die gleiche Mühle bauen", meinte Heinrich Brahm. (Sie war tatsächlich 1838 in Holten fertig. Die Mühle in Hünxe ist, nach einem eingemauerten Türstein, 1839 erbaut worden.)

Anno Domini 1822: Der Mühlenbau

Zwei Monate später erlebten die Hiesfelder staunend, wie ein klobiger Turm aus fast meterdickem, dunkelrotem Mauerwerk auf dem freien Feld neben der Straße nach Barmingholten Tag um Tag höher wuchs. Nach oben verjüngte er sich wie ein richtiger 
Kegelstumpf. Wagen mit 4 und 6 Pferden davor brachten gewaltiges Balkenwerk an. Jedes einzelne Stück nahm Meister Brahm in Augenschein, ob es auch fehlerfrei und abgelagert sei. Bei der dicken Königswelle wollten einige bemerkt haben, wie er über das runde Eichenholz gestrichen und dabei einen seltsamen Segen gemurmelt habe. Sicher hatte er es nur besonders sorgsam beklopft und geprüft. Die Königswelle heißt mit Recht auch "Mühlenkönig", denn sie regiert das ganze Mahlwerk. Die Kraft des Windes, viele Pferdestärken also, wird durch ihr Holz auf 2 oder 3 Mühlsteine übertragen. Dazu sind aber noch zwei Zahnräder nötig: der Bunkel am oberen Ende der Königswelle und das mächtige Kronrad unten. Dieses erhielt einen Durchmesser von 2,45 m und seine harten Buchenzähne waren 0,38 m lang. Noch größere Maße nahm der Baumeister für das starke Rad, das auf die Achse fest aufgekeilt wurde. Diese Achse war 6,50 m lang und drehte sich vorn und hinten auf den Katzensteinen.

Ein merkwürdiger Name, aber doch treffend! Denn beim Reiben mit nassen Fingern soll man einen bestimmten, höchst unangenehmen Geruch wahrnehmen. Übrigens muß die Auflagestelle ständig mit Speckschwarten oder Öl gut geschmiert sein, sonst läuft sich der eiserne Achsenhals beim geschwinden Drehen der Flügel heiß. Katzensteine, Achse und Achsenrad sind hoch oben in der Kappe eingebaut. Damit sie sich leicht in den Wind bringen läßt, läuft sie auf eisernen Rollen. Die Lager, Rollkränze genannt, waren früher aus hartem Eichenholz gefertigt und sauber in vielen Einzelstücken rundum aneinandergelegt.

Einige Tage später, nachdem die Kappe mit Schindeln gedeckt war, ließ Meister Brahm bereits die fertiggezimmerten Flügel (er selbst nannte sie Ruten) einsetzen. Das war wohl das härteste und gefährlichste Stück Arbeit am ganzen Bau. Wehe, wenn die Taue rissen, an denen die schweren 12m langen Hölzer bis zum Wellkopf mit dem weißen Stern hochgezogen wurden! Der Mühlenbaumeister gönnte sich keine Pause, bis der letzte Flügel verbolzt war.

Darüber war es bereits dunkel geworden. Allein überprüfte er dann noch die Bewegung der Flügel und die Arbeit des Getriebes. ln der Frühe des neuen Tages band er frische Birkenmaien an 2 Flügelenden und stellte das Rutenkreuz "in der Schere" (diagonal). Das sagte allen Leuten:Hiesfelder Windnühle 1928

Freut euch, die Mühle ist fertig, das Werk ist gelungen!

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