Mühlenverein Hiesfeld
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der Rotbach

Flut und Dürre
"Der 'rothe oder Mühlenbach' der außerhalb des Stadtgebietes entspringt, durch Hiesfeld und Dinslaken fließt, bis er 'in den Rhein fällt', lieferte über Jahrhunderte Wasser und nahm schmutziges mit. Aufgrund verschiedener Faktoren wurde der Abfluss derart behindert, dass im 19. Jahrhundert 'bei jedem nur etwas bedeutendem Regen' der Bach 'inundierte', so dass 1884 'dringend notwendige Arbeiten' durchgeführt wurden, die gerade zwanzig Jahre ausreichten. Denn ab 1900 (unter anderem in den Jahren 1906 und 1917) richteten die Hochwassereinbrüche wieder schwere Schäden an, dauerhaftere Schutzmaßbahmen waren unumgänglich. 1919 begannen die Arbeiten, 1932/33 (Bild) wurde immer noch oder erneut reguliert; heute (Anm.: 1988) entbrennen wiederum heftige Diskussionen um den 'rothen' Bach und seine Regulierung."
zitiert aus "Dinslaken in alten Ansichten" Gisela Marzin und Joachim Schulz-Marzin

Überschwemmung an der Mühle
Das einzig ältere Farbphoto aus dem Archiv, dass die Mühle und das Müllerhaus bei Hochwasser zeigt. Sandsäcke sichern die Gebäude. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Müllerhaus vermutlich noch als Jugendheim von der Stadt genutzt. Rechts das ehemalige "Bademeisterhaus". Wenige hundert Meter flußabwärts befindet sich heute eine Pumpe, die dem Bach aus der Bergsenke entlang der Krengelstraße hilft. Ohne diese Hilfe stünde z.B. die Tankstelle und das Autohaus bei intensivem Regenfall vermutlich auch heute noch unter Wasser.
Heute ist der Hochwasserschutz mit der Talsperre Rotbach (Rotbachsee) und den Pumpen Angelegenheit der Stadt Dinslaken /  dem Lippeverband und der Emschergenossenschaft, aber auch des Kreises Wesel. In einer öffentlichen Akte heißt es dazu:

hier: Gewässerliste zur Festlegung von Überschwemmungsgebieten mit signifikantem Hochwasserrisiko im Kreis Wesel 

Drucksachennummer: 38/VIII 
Drucksachenart: Sitzungsvorlage 
Beratungsart: öffentlich 
Federführung: Bauen, Planen, Umwelt, Landwirtschaft 

.............Der vorliegende Entwurf der Gewässerliste erfasst die nachfolgend aufgeführten im Kreis Wesel liegenden Gewässer als Risikogebiete:

- Emscher
- Issel, Klevsche Landwehr, Wolfstrang und Königsbach
- Lippe und Schermbecker Mühlenbach
- Fossa Eugeniana/Niepkanal, Moersbach/Rheinberger Altrhein 

sowie Rotbach und Bruckhausener Mühlenbach (Link zur Akte)

...........Hochwasserschutz in NRW - Kreis Wesel


Überschwemmung bei der Gaststätte Hoelscher 1906 Hünxer Straße (El Gauco)
Krengelstraße (Hölscher) 1906 Hünxer Straße (Großes Haus "El Gaucho") 1917

Karl-Heinz Klingen
Karl-Heinz Klingen
Dachdeckermeister
Amateur-Boxer, Chef der IG Metall Dinslaken und Bürgermeister
Sein Nachfolger im Amt des 
Bürgermeisters, wurde Kurt Altena, dem heutigen Vorsitzenden des Mühlenvereins
"Über Wasser gehen..."

Ich, der Webmaster dieser Seiten, zog 1973 nach Hiesfeld und meldete das ordnungsgemäß in der Personalabteilung meines Arbeitgebers. Eine Kollegin 'ranzte' mich neckisch an: "...dann kannst Du ja jetzt auch über Wasser gehen..." Es hörte sich so an, als sei es etwas Besonderes in Hiesfeld zu wohnen. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine verkehrsberuhigte Zone und statt auf dem Jahnplatz, kaufte man an gleicher Stelle frische Eier beim Bauern. Am gleichen Abend fragte ich meinen Gewerkschaftskollegen und frisch gewählten Bürgermeister Karl-Heinz Klingen (†1993) nach dem 'See Genezareth-Effekt' der Hiesfelder. Er lachte laut und bestätigte die erforderliche Kunst für die Hochwasser-Tage des Rotbaches. Zu diesen Zeiten wurden Holzbretter auf Stützen verlegt, um trockenen Fußes in den höher liegenden Teil Hiesfelds zu gelangen. Das Balancieren war durchweg eine Kunst und gerade für ältere Menschen kein Vergnügen. "Hiesfelder wirst Du aber erst, wenn Du Mitglied im Schützenverein oder der SPD wirst..." Heute würde er mir wahrscheinlich (auch) den Mühlenverein empfehlen, der sich ebenfalls dafür einsetzt, dass Hiesfelder nicht mehr über Wasser laufen müssen.

Foto Klingen: Wilhelm Banning -Alle anderen Bilder: Archiv Photografen leider nicht bekannt.

Mittwoch, 8. Februar 1995
NRZ Nummer 33 - Zeitung für Dinslaken, Voerde, Hünxe

Hiesfelder bekamen oft nasse Füße

Historischer Hochwasser-Überblick

DINSLAKEN. Die Hiesfelder bekamen 1917 bei einem ähnlich starken Hochwasser wie kürzlich nasse Füße. Die Entwässerung bereitet Bürgern und Stadtverordneten seit Jahren Kopfzerbrechen. Daran erinnert das Stadtarchiv in einer Vitrine in der ersten Etage des Rathauses. Als  "Appetitmacher" zum Einstieg ins Thema liegt ein historischer Abriß der Dinslakener Entwässerungsprobleme aus.

Schon der Name der Stadt, so ruft das Archiv in Erinnerung, weise auf das Kernproblem hin: "Dins" als Gegenwartsform für "gedunsen" und "Lake" als Hinweis auf eine Brackwasserstelle. Seit mehr als 200 Jahren kämpften die Stadtväter um die Kanalisierung. Bis zum Zweiten Weltkrieg mit wenig Erfolg. 1822 wurde eine umfassende Planung zur Kanalisierung des Rotbachs erarbeitet. Widersprechende Interessengemeinschaft waren damals die Torfstecher, die den Plan scheitern ließen. Einen weiteren Versuch unternahm 1846 Bürgermeister te Peerdt mit einem Entwässerungsplan von "Bauconducteur" Vogelsang, den diesmal die Stadtverordneten als zu teuer abgelehnt.
1884 begannen die dringend notwendigen Arbeiten. Eine Staatsanleihe über 10000 Mark und 3000 Mark Zuschuß machten es möglich. Anfang dieses Jahrhunderts schlug die Verwaltung eine generelle Neuplanung vor. Wieder wurde das Projekt wegen der hohen Kosten hinausgezögert. Weil während des Ersten Weltkrieges an alles andere als an Kanalisierung gedacht wurde, versank ein Teil des "Mühlendorfs" 1917 bei einer Überschwemmung in den Fluten. Ein weiterer Anlauf wurde 1918 unternommen, die Rotbach-Begradigung beschlossen. Kriegsgefangene sollten zum Arbeitseinsatz verpflichtet werden. Die Stadtväter hatten allerdings nicht an die allgemeine Teuerungsrate gedacht. Zwar wurde die Anleihe bei der Sparkasse auf 935 000 Reichsmark erhöht. Aber das Geld reichte nicht. Das Kanalsystem schien vorerst den Anforderungen zu genügen. Doch dann kam der "schwarze Freitag".
Bei der Zerstörung der Stadt am 23. März 1945 wurde auch das Kanalsystem erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Mit zehn Millionen Mark bezifferten die Verantwortlichen im November 1952 den Sanierungsbedarf. Nach und nach wurde das zerstörte Kanalnetz repariert. Noch heute wird eifrig gebuddelt. Die Sünden der Vergangenheit holen die Tiefbauer immer wieder ein.
Heute stützen sich die Planer auf ein Kanalkataster, das genau zeigt, wo saniert werden muß. Eine Videokamera, die durch die Kanäle gezogen wird, macht gnadenlos alle Schwachstellen sichtbar. Neu erschlossene Baugebiete werden mit Millionenaufwand an das Kanalsystem angeschlossen. Geblieben sind die Probleme mit Bürgern, die sich gegen die Anschlußbeiträge wehren. Und statt der Torfstecher geht gegenwärtig eine Bürgergruppe gegen den Bau des Pumpwerks am Rotbach auf die Barrikaden.

weitere Informationen Logo Pressebericht

NRZ 1994 Rotbachsee muß Wasser ablassen
N. A. 1994

Hochwasser auch ohne Rhein

N.A. 1994 Neues Pumpwerk bietet mehr Sicherheit vor Hochwasser
RP 1995 "Pumpwerk hätte Überschwemmung verhindert"

Anja Hasenjürgen 16.10.2018
NRZ WAZ

Der Klimawandel vor Ort

das Bett des Rotbaches - ausgetrocknet im Oktober 2018

Dinslaken.   In der Innenstadt ist der Rotbach seit Juli trocken. Lippeverband hofft auf Erholung bis zum Frühjahr. Aber die Dürre werde Spuren hinterlassen.

Von Bachlauf kann fast keine Rede mehr sein: Im Rotbach läuft nichts. Seit drei Monaten ist das Bachbett in der Dinslakener Innenstadt ausgetrocknet. Wo im Sommer sandiger Boden zu sehen war, wächst nun Gras und Moos. Seit Monatsbeginn sind gerade einmal sechs Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Die Aussichten: trocken. Selbst, wenn wieder genügend Regen fällt, um den Bachlauf zu füllen, „wird das Spuren hinterlassen“, vermutet Michael Steinbach, Sprecher des Lippeverbandes, der den Rotbach-Abschnitt in der Dinslakener Innenstadt bewirtschaftet.

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