Tausende Besucher kamen gestern zum Mühlenfest nach Hiesfeld / Buntes Programm
Die pure Idylle, altes Handwerk und die ganze Kraft des Wassers
von Dirk Weber
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Heinz Siemenowski
stellv. Vorsitzender des Mühlenvereins
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Foto: Renate Duscha |
DINSLAKEN-HIESFELD. Mit einer Schubkarre brachte Heinz Siemenowski die Äste zum steinernen Backofen im neuen Nur-Dach-Haus auf den Mühlenhof. „Die frischen Brote könnten wir massenweise verkaufen, aber leider backt der Ofen nicht schnell genug. Darum bieten unsere Landfrauen den Laib geschnitten mit Schmalz und Käse an."
Keine zehn Meter entfernt schnitt und schabte Gerd Schriwer an einem groben Stück Holz herum. Schicht für Schicht fielen die feuchten Späne auf den Boden, erhielt das schnöde Pappelholz langsam seine Form. „Nicht ganz einfach, den Holzschuh so hinzubekommen, dass man am Ende den linken vom rechten unterscheiden kann", lächelte der Münsteraner. „Wenn ich richtig reinklotze, schaffe ich einen in einer Stunde." Das Angebot reichte von Größe 23 bis 48. „Mein Vater hat die Dinger getragen", erinnert sich Irmgard Hülsemann. „Was auf Dauer ziemlich schmerzhaft werden kann, wenn sich das Holz gegen die Hacken drückt, aber ansonsten sind die Schuhe sehr luftig und bequem."
Auch John Gerard faszinierte die Besucher des Mühlenfestes mit der Demonstration eines klassischen Handwerks. Seit mehr als 22 Jahren rührt der gelernte Papiermacher aus Rheinberg in einem schleimigen Gemisch aus Baumwolle und Flachs. „So was sieht man heute nur noch selten", meinte Christel Naarmann. „Holzarbeiten kennt inzwischen fast jeder, aber so mühsame Berufe, wie sie die Glasbläserin, der Korbmacher oder eben die Papiermacher ausüben, finde ich viel interessanter. Auch für die Kinder."
Der würzige Duft gegrillter Würstchen und saftiger Koteletts lotste die Gäste geradewegs zu den alten Traktoren. Über 30 Fahrzeuge in einem Gesamtwert von etwa 750 000 Mark standen frisch poliert in der Sonne. Unter den Bewunderern auch Ernst Westerfeld. Zwei Jahre ist er durch Deutschland getingelt, auf der Suche nach einem Hanomag R 25 C von 1950, seinem Geburtsjahr. „Praktisch vor der Haustüre, in einem alten Waldstück, habe ich das Gefährt einem Bauern abluchsen können." Max (8) und Karsten (9) hatten für soviel Nostalgie keine Augen. „Weg da, jetzt komm ich!" schrie letzterer und zerrte am Lenkrad eines alten Porsches.
Fern ab vom Getümmel der Riesen- und Zwergkaninchen und den swingenden Melodien des Musikcorps „Blau-Weiß-Sterkrade", hatten Chris und Marvin (13) ihre Angeln im Rotbach ausgeworfen. „Zwei Barsche haben wir schon gefangen", erzählt Freund Daniel (14). „Die werfen sie später in den Teich am Freibad, wo sie sich vermehren sollen."
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20. Mai 2001
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