In Virginia wurden die
Mühlensucher fündig
Nach Willi Brechlings Fotos baute Mühlenbauer eine „Windmill"
Hiesfeld /Williamsburg. Wie transportiert man eine Mühle von Amerika nach Hiesfeld? Kein Problem für den Vorstand des Mühlenvereins um Kurt Altena. „Kämmerer, wenn Du in Amerika eine Mühle siehst, mach doch mal einige Aufnahmen", gab Kurt Altena Willi Brechling mit auf den Weg, als dieser zusammen mit Heinz Siemenowski vom Vorstand des Mühlenvereins, sowie den beiden Ehefrauen Anne und Siglinde eine Urlaubsreise nach Amerika antrat.
Über New York und Philadelphia /Pennsylvana erreichten die Hiesfelder Williamsburg in Virginia. Sie waren begeistert von der schmucken kleinen Stadt, die völlig im Stil der Kolonial- und Revolutionszeit wieder aufgebaut worden ist. Und hier wurden die „Mühlensucher" fündig. Hell erstrahlte in weißem Anstrich die „Robertson's Windmill", eine Bockwindmühle, die auf der Halbinsel von Virginia im 18. Jahrhundert sehr bekannt war. Von allen Seiten und Perspektiven fotografierte Willi Brechling das Prachtstück. Selbst das Innenleben mit Antrieb und Mahlwerk bannte der Kämmerer (der Stadt Dinslaken) auf den Film. Der erste Schritt zum „Transport nach Hiesfeld" war getan.
Als der Mühlenvereins-Vorstand die Fotos sah, gab es keine Zweifel: Diese Mühle mußte ins Museum. Sie wäre damit die erste Mühle aus Amerika, die unter über 40 weiteren einen Platz in Hiesfeld fände. Kurt Altena suchte bei nächster Gelegenheit den mit ihm befreundeten holländischen Hobby-Mühlenbauer Leendert Boshuizen in Ridderkerk bei Rotterdam auf, und dieser ging zu Werke. Er hatte bereits 15 Mühlen für das Hiesfelder Museum gebaut und schon einige Preise in Holland errungen, zuletzt noch auf der Insel Zeeland.
Etwa 200 Stunden benötigte Leendert Boshuizen für den Bau der „Robertson's Windmill„ aus Williamsburg, ehe er diese im Maßstab 1:25 dem Mühlenvereinsvorstand präsentierte. Willi Brechling und Heinz Siemenowski waren begeistert. Besonders freute sich der Kämmerer, daß seine Fotos zum Entstehen des wirklich gelungenen Werkes wesentlich beigetragen haben. Boshuizen war voll des Lobes für diese Aufnahmen, die ihm seine Arbeit wesentlich erleichterten und zur Freude machten.
NRZ Arno Wolter, 18. April 1998
|
Rudi baut für Hiesfeld die tollsten Mühlen
Museum hat 14 Modelle von ihm
Von einem erfolgreichen Jahr 1993 kann der Mühlenverein Hiesfeld sprechen. Das Mühlenmuseum konnte ständig mit neuem Inventar erweitert werden. Immer mehr Mühlenmodelle aus der ganzen Welt fanden hier ein Zuhause. Zur Zeit sind allein 34 Mühlen zu besichtigen. Mit dem Mühlenbauer Rudolf Bremm aus Repelen hat der Mühlenverein ein Mitglied gewonnen, das allein bisher 14 Mühlenmodelle für das Hiesfelder Museum hergestellt hat. "Rudi bedeutet für unseren Verein eine echte Hilfe und Bereicherung," lobt Vorsitzender Kurt Altena.
"Vom Kumpel zum Mühlenbauer" kann der Werdegang des ehemaligen Bergmans Rudolf Bremm beschrieben werden. Seit gut 15 Jahren geht Rudi, wie ihn seine Freunde nennen, seinem Hobby Mühlenbau nach. Aus alten Photografien, Zeichnungen und sonstigen Originalunterlagen fertigt er sich maßstabsgerechte Zeichnungen an und geht dann mit großer Liebe und Geschicklichkeit in seiner kleinen Werkstatt in Repelen, An der Sandkull, frisch ans Werk.
Brennend interessieren ihn immer wieder neue Arten von Mühlen, die sein handwerkliches Können herausfordern. So freute er sich, noch vor der Jahreswende den Katalog der ausgestellten Mühlen in Hiesfeld um eine Stein-Schleifmühle aus Schweden erweitern zu können. Mächtig stolz ist Rudolf Bremm auf diese Seltenheit. Er ergänzte seine "Mühlenbauten" zudem durch die Darstellung einer Baustelle, die zeigt, wie vor etwa 50 bis 100 Jahren Mühlen ohne moderne Hebekräne, sondern noch mit "Einbäumen" errichtet wurden.
Im Augenblick hat Rudi Bremm eine Mühle aus Thüringen in Arbeit, wozu ihm Dieter Mensch und Dietz Heyne Unterlagen lieferten, als sie während eines Urlaubs im letzten Jahr Reste einer alten Mühle im thüringischen Wald fanden (die NRZ berichtete ausführlich).
Auch im kommenden Jahr hoffen die Mitglieder des Mühlenvereins auf weiteren Zuwachs für "ihr Museum", das sich bereits einen Namen in Fachkreisen erworben hat. "Wir glauben, dass im kommenden Jahr weitere Mühlen und Windräder aus Rußland, Finnland, Bulgarien und Übersee dazu kommen," ist sich Kurt Altena sicher.
Arno Wolter NRZ 31. Dezember 1993 (auch Photo)
|
Eine Rarität im Hiesfelder Mühlenmuseum
Für Wasser und Wind:
Hölzernes Prachtstück
von Sarah Dickmann
DINSLAKEN-HIESFELD. Die Helfer im Hiesfelder Mühlenmuseum erwarten ein Schmuckstück aus der Lüneburger Heide. Als der Transporter ankommt, wird eine Kiste nach der anderen ausgepackt. Stück für Stück setzt Mühlenbauer Eberhard Jankowski das Modell vorsichtig zusammen. Wind- und gleichzeitig Wassermühle, das ist eine echte Rarität.
Es riecht nach Holz, auf dem Boden stehen Farbeimer, liegen Sägespäne, Kisten, künstliche Bäumchen, eine Verlängerungsschnur, und mittendrin ein Mann, der weiß, wo es lang geht: Eberhard Jankowski, der für das Mühlenmuseum Mühlen baut und an diesem Tag ein Schmuckstück mitgebracht hat.
Leicht gefallen ist es ihm nicht, sich von der Wind- und Wassermühle zu trennen, das gibt er zu. Schließlich ist sie ein echtes Schätzchen: Flügel und ein Wasserrad, das gibt es sowohl in der Wirklichkeit als auch als Modell selten. Der Platz für die neue Mühle ist schon lange reserviert: In die linke Ecke des neuen Anbaus soll sie kommen, als Glanzpunkt des unteren Ausstellungsraumes. Handwerker gehen im Anbau des Mühlenmuseums ein und aus, ebenso arbeitet der Vorstand des Mühlenvereins unermüdlich. Auch an diesem Tag haben die Herren schon am Morgen begonnen. "Schließlich soll für den Tag der offenen Tür am kommenden Wochenende alles fertig sein", erklärt Kurt Altena, Vorsitzender des Mühlenvereins. Als der Transporter mit dem Hamburger Kennzeichen ankommt, müssen die anderen Arbeiten erst einmal warten. Denn Mühlenbauer Eberhard Jankowski bringt ein hölzernes Prachtstück, bei dessen Aufbau alle helfen oder zumindest zusehen wollen. Auf einem großen Baumstumpf heben die Vorstandsmitglieder eine Platte mit grünem Rasen und einer Aussparung als Wassergraben. Der Wackeltest? Hält! Mühlrad und Brücke kommen zuerst darauf. Milimetergenau passen sie zusammen, ebenso wie der Rest des Gebäudes.
Wenn einer seiner Mühlen irgendwo aufgebaut wird, ist er immer dabei. "Ich habe jedes Detail im Kopf, kein anderer kennt die Mühle so wie ich." Dach und Galerie werden ausgepackt, in Windeseile wächst die Wind- und Wassermühle, deren Original im Emsland steht. Oben durch wird das Kabel für den Motor von Etage zu Etage weiter gereicht, "jetzt kommt der Turm", sagt jemand. "Halt", ruft da der Meister der Mühlen, " erst noch die Stützen." Nach einer Stunde sind die fleißigen Helfer fertig. Die Mühle samt sechseckigem Turm und Flügeln steht. "Wirklich wunderschön", drückt Heinz Siemenowski den Stolz des Mühlenvereins aus. Eberhard Jankowski ist erst zufrieden, als alles stimmt, auch die Bäume im Miniaturgarten stehen. Überhaupt legt er Wert auf's Detail: 1000 Dachpfannen und 5000 Schindeln fertigte er in Handarbeit. Geholfen hat bei der Feinarbeit Ehefrau Rita, Sohn Michael ist beim Aufbau dabei. "Mittlerweile sehe ich das Hiesfelder Museum schon als meine Filiale an", scherzt der Mühlenbauer. Den Wert der neuen Arbeit kann er nur schätzen: "Etwa 12 500 Euro".
RHEINISCHE POST 10. Juni 2002
|
2012 besuchte eine kleine Abordnung des Mühlenvereins Hiesfeld den Müller der Kugelmühle in Neidlingen. Hauptberuflich ist Stefan Metzler Agraringenieur, doch sein Hobby sind Murmeln und Kugeln, die nach historischer Art mit Wasserkraft und einer Steinmühle hergestellt werden.
Die letzte traditionelle Kugelmühle Deutschlands befand sich in der bayerischen Marktgemeinde Marktschellenberg. Die 1683 gegründete Anlage gehört zu den einstmals 40 Untersberger Marmorkugelmühlen am Almbach und zählt zu den ältesten Gewerbebetrieben Bayerns. Doch 2005 realisierte Metzler seinen Traum von einer neuen "historischen" Kugelmühle. Sie befindet sich am Seebach im baden-württembergischen Neidlingen am Albtrauf, dort wird heimischer Juramarmor rundgeschliffen.
14 Jahre Vorbereitungszeit und weitere drei Jahre zur Optimierung der Mühle brauchte Metzler um die Marmorkugeln perfekt für den kleinen Museumsshop herzustellen. Seine Dinslakener Gäste sind begeistert vom tiefen Einblick dieser besonderen Wassermühle und von den Geschichten, die Metzler erzählt. "Normalerweise brauchen die Rohlinge 24 Stunden Wasserkraft, doch bei Vollmond benötigen wir die doppelte Zeit. Der Gravitationseffekt, der nicht ganz runden Umlaufbahn des Mondes, ist dabei der "Übeltäter".
Für Kurt Altena und seine Kollegen steht fest, dass ist eine Mühle, die als Modell im Hiesfelder Museum zu sehen sein sollte. Doch wer kommt als Modellbauer in Frage? Stefan Metzler bietet sich an und hat einen überraschenden Vorschlag: Ein Modell im Maßstab 1:1. Es wäre noch Platz im Museum. Mit einem Jahr Vorbereitungszeit, einigen Telefonaten und drei Tagen für den Aufbau im Obergeschoss von Haus III des Museums geht der Wunsch des Mühlenvereins in Erfüllung. Ein neues und besonderes Modell wird für viele Besucher ein guter Grund sein, mal wieder ins Museum zu gehen. Über Besuchermangel kann sich der Mühlenverein aber schon jetzt nicht beschweren. Erst vor kurzem wurde mit einer Schulklasse der 250.000 Besucher begrüßt.
"Natürlich mussten wir ein wenig tiefer in die Vereinskasse greifen, sagt Johannes Winters, der Schatzmeister des Vereins, der von Beiträgen seiner Mitglieder, Spenden und besonders von Sponsoren seine Aufgaben erfüllt. Deshalb würden sich Hermann Emmerich und Heinz Siemenowski (beide stellvertretende Vorsitzende) auch über weitere Mitgliedsbeiträge freuen, aber insbesondere wenn sich jüngere Menschen für die aktive Vereinsarbeit zur Verfügung stellen. Die Wind- und Wassermühle (inklusive Museum) braucht Nachwuchs in der ehrenamtlichen Arbeit.
Die neue Kugelmühle im Museum wird keine Spiel- oder Schmuckkugeln produzieren... aber vielleicht hilft auch dabei Stefan Metzler.
Oliver Ibach (vorne im Bild) und Heinz Siemenowski leisteten Aufbauhilfe für die Kugelmühle im Museum (Haus III). Kurt Altena entschied, die ursprünglich vorgesehene Gestaltung eines Bachlaufes nicht zu installieren, damit die reine Funktionsweise des 1:1-Modells im Mittelpunkt steht.
|