Mühlenverein Hiesfeld
Burgfest September 2013 Photo NRZ/derWesten.de
Burgfest September 2013 Photo NRZ/derWesten.de
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Aus dem Dornröschen-
schlaf erwacht
Die Burg wurde zum 850. Geburtstag tausendfach wachgeküßt: Die Massen strömten zum Burg - Jubiläum - dass es die reine Freunde war. Und das zum Teil bei - ebenfalls strömenden Regen.
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7. September 2013. Bürgermeister Dr. Michael Heidinger eröffnete als ein später Nachfahre im Amt des (erstmals vor 850 Jahren urkundlich erwähnten) Castellanus Antonius de Dincelachen das zweitägige Mittelalterfest mit Tand und Tändelei, zwischen buntem Markttreiben, Handwerkskunst, Dudelsack-Musik und Gaukelei. 

Die Burg wurde von den begeisterten Besuchern regelrecht gestürmt und wachgeküßt: Neugierig wurde der seit Jahrzehnten geschlossenene Burgkeller im Turm gegenüber der Kathrin-Türks-Stadthalle in Augenschein genommen. Und so mancher kippte nostalgisch ein Bierchen in Erinnerungen an wilde Tage im urigen und seinerzeit zweistöckigen Burgkeller. 

Ganz besonders für die Kinder war das Familienfest rund um die Burg „ein Traum“: Es gab Kinderritterturniere zum Mitmachen, (Holz-) Schwerter, Kettenhemden, herrliche Greifvögel, ein (fast echter) Drache, Armbrustschießen und “lecker Schmackofatz“: „Zwei Wildschweine bitte!“ - „Für mich bitte auch zwei!“ Asterix und Obelix hätten sich bei Jörg Springer und seinem Wildschwein-Grill-Team an der Kathrin-Türks-Halle sofort wie zu Hause gefühlt. 

So wie die Delegation aus der französischer Partnerstadt Agen, die vom hier plötzlich ausgebrochenen mittelalterlichen Charme richtig überwätigt war. Agen hatte umgekehrt gerade erst eine Delegation aus DIN zum tradtionellen „Pflaumenfest“ bewirten können. Wer hatte eigentlich die gute Idee, da auch mal den Stadt-Kämmerer mitzuschicken? Denn der staunte nicht schlecht, als er erfuhr, was dem kleineren Agen so ein Fest wert ist: Rund 400.000 Euro gaben die Franzosen dafür aus und bekommen ein Vielfaches an Image, Besuchern, Touristen und örtlichem Umsatz zurück. Deswegen kann Agen so ein Fest auch aus dem Wirtschaftsförder-Topf mitfinanzieren. 

Die herrlich bunten Wohn- und Handwerker-Zelte, die prächtigen Ritterturniere, Greifvogel-Flugschau, der Tavernen-Flair samt Musikern, Tänzern in passenden Kostümen und wunderbarem Feuerzauber rund um die Burg waren natürlich auch nicht umsonst zu haben. Und so traf es sich gut, das die 10.000 Euro der ausgefallenen Nostalgiekirmes zur Verfügung standen, wie uns Renate Seidl beim Plausch im Museum Voswinckelshof verriet. Die CDU-Kulturausschuss-Vorsitzende war von Stadt-Archivarin Gisela Marzin um tatkräftige Hilfe gebeten worden, damit das 850-jährige Burg-Jubiläum auch entsprechend gefeiert werden konnte. 

Um so etwas bittet man Renate Seidl nicht umsonst: Die rührige Kultur-Netzwerkerin sammelte Verbündete bei den anderen Parteien und fand Sponsoren (u.a. Stadtwerke und Opel Elspass), die sich alle mit Herzblut, Spenden und ehrenamtlicher Manpower um die Realisierung dieses einmaligen Jubiläums kümmerten. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen und macht Lust auf mehr. Und nicht erst wieder in 850 Jahren! 

Erfreulich auch, dass die an der Vorbereitung beteiligten städtischen Fachdienste ebenfalls an einem Strang zogen und „alles möglich machten“ ohne dass die Sicherheit vernachlässigt worden wäre. Das war große Klasse! Und wenn das ein Vorgeschmack auf den vielbeschworenen Aufbruch in Dinslaken war: Gern mehr davon! (Homepage: Lokalkompass.de). 
Fotos: Renate Duscha (außer Top-Bild)

Logo 850 Jahre BurgDie Idee für das mittelalterliche Treiben in Burgtheater und Rathauspark entstand, nachdem vor nicht allzu langer Zeit ein historisches Dokument auftauchte: eine Urkunde des Klever Grafen Dietrich von 1163. Dort ist von einem Adeligen namens Antonius die Rede. Sein Wohnsitz: das "Castellanus de Dincelachen". "Daraus müssen wir etwas machen", dachte Kulturausschussvorsitzende Renate Seidel. "Ein Burgfest zum Beispiel." Schnell war ein Arbeitskreis gegründet, kurzentschlossen stellte die Politik 10 000 Euro für den historischen Rummel bereit. Das Geld war bei der Nostalgiekirmes eingespart worden.

DIE URKUNDE
Antonius – ein Adeliger oder Ministerialer
In dem Schriftstück von 1163 wird Dinslaken zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es geht darum, dass das Stift Cappenberg (ein Ortsteil der Stadt Selm im Kreis Unna) durch böse Menschen ("perverse mentis homines)" geschädigt wurde, und der Klever Graf ihm nun seinen Schutz zusagt.
Als einer von mehreren Zeugen wird in dem Papier ein Antonius mit dem Beinamen "Dinslaken" genannt. Es ist davon auszugehen, dass er ein Adeliger oder hochrangiger Ministerialer war.

 
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